Abschied von meiner kleinen Lieblingsfreundin Raja

Juli 20, 2022

Heute konnte Claudi endlich Rajas Urne abholen. Traurig sitze ich vor dem Computer und schaue mir die Bilder von unserem gemeinsamen Urlaub in Holland an. Bei den Fotos meiner kleinen Lieblingsfreundin Raja kommen mir sofort wieder die Tränen.  Zu dem Zeitpunkt hatten  wir noch alle die Hoffnung, dass die neue Therapie bei ihr anschlägt und sich ihre neurologische Erkrankung stoppen lässt. Trotzdem hatte Claudi im Vorfeld viele schlaflose Nächte gehabt, ob sie Julianadorp nicht doch lieber absagen sollte. Letzendlich waren wir uns beide dann aber sicher, dass wir das gemeinsam meistern würden - egal wie mobil Raja zu dem Zeitpunkt wäre. Die Entscheidung war genau richtig gewesen und wir hatten trotz gesundheitlicher Rückschläge alle eine schöne gemeinsame Zeit miteinander.


Gubacca hat natürlich sofort wieder mitbekommen, dass ich traurig bin und stupst mich mit seiner dicken, nassen Nase an. "Bine, warum weinst du bei dem Bild von Raja?" "Weil es weh tut, die Fotos zu sehen und zu wissen, dass wir Raja nie wiedersehen werden", antworte ich ihm. Darauf weiß Gubacca nichts zu erwidern und das ist sehr selten bei ihm. Ich kann ihm richtig ansehen, wie es in seinem "Bollerköpfchen" arbeitet. Mit einem tiefen Seufzer  legt er seinen Kopf auf meine Beine und schaut mich  mit seinem typischen "Gubacca-Blick" an. "Ich vermisse Raja auch sehr, aber ich bin auch froh, dass sie nicht leiden musste. Sie durfte gehen als, ihr Leben begann nicht mehr lebenswert zu sein und das ist eines der größten Geschenke, das ihr uns machen könnt, Bine. Ich weiß wie schwer es euch Menschen fällt loszulassen und ohne uns zu leben, aber für Raja wäre es nicht mehr schön gewesen. Außerdem bin ich sicher, dass wir Raja irgendwann wiedersehen werden." "Jetzt kommst du aber hoffentlich nicht mit der Geschichte von der Regenbogenbrücke. Daran glaube ich nämlich nicht."  "Neee, ich auch nicht" erwidert Gubacca darauf. "Aber denk doch mal daran wie oft du gesagt hast, ich erinnere dich an Chiru. Ein Stück von ihm lebt auch in  mir weiter. Und das wird bei Raja und Claudi genauso sein. Hast du auch ein Foto von Raja und Chiru auf dem Computer?" "Na klar, warte ich suche mal auf Chirus Blog nach einem Bild von den beiden. Schau mal so sah Raja bei meinem ersten Treffen mit Claudi aus, da war sie vier Jahre alt. Ihre braune Fellfarbe war etwas ganz besonderes, weil die Tibet Terrier nicht in dieser Farbe gezüchtet werden.  Deswegen hat Claudi sie auch immer meine Schokoprinzessin genannt." 


Hier ist ein schönes Foto von Raja mit Chiru. Die beiden waren so ein tolles Team." Und schon wieder kommen mir die Tränen, wenn ich Raja und Chiru auf dem Foto sehe. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem es gemacht wurde und mir wird wieder bewusst, wie lange Claudi und ich schon befreundet sind und wie viel wir gemeinsam erlebt haben. 


"Das ist ein schönes Bild, Bine. Hast du auch noch das witzige Foto von Raja und mir als Welpe? Das wo ich schon fast doppelt so groß bin?" "Moment,  muss ich suchen, aber auf deinem Blog geht ja nichts verloren. Meinst du das?"


"Ja genau das war das Foto! Ich fand es damals so seltsam, dass alle erwachsenen Hunde so viel kleiner als ich waren. Erst das kleine Lottchen und dann das Leichtgewicht Raja. Hast du auch ein Foto von Raja als Welpe? Da war sie doch bestimmt winzig wie ein Meerschweinchen!" "Na, es muss ja nicht jeder als Riesenbaby auf die Welt kommen", jetzt musste ich doch ein bisschen schmunzeln. "Schau, das Foto hatte mir Claudi damals für Chirus Blog geschickt. Ich habe die beiden ja erst später kennengelernt. So winzig war Raja jetzt auch nicht, aber verdammt niedlich!"

 

 

"Weißt du noch wie wir zum ersten Mal gemeinsam im Urlaub waren und Raja plötzlich mit ihrem Spieli auf mich zu marschierte?" "Meinst du den Raja-Erziehungskurs für pubertierende Spanier?", antworte ich ihm. "Jepp... ich weiß noch wie ich mich auf ein wildes Zerrspiel gefreut habe und schwups bekam ich von ihr den Marsch geblasen und durfte das Teil nicht anrühren!" Jetzt hatte Gubacca es tatsächlich geschafft mich zum Lachen zu bringen. Die Erinnerung war so herrlich und spiegelte Raja perfekt wieder. "Danach war klar, wer oben auf dem Sofa trohnt. Und das war Raja und nicht du, Gubacca! Und dabei ist es auch immer geblieben. Sogar im letzten Urlaub, als sie schon schlecht laufen konnte." 

 


"Jaaaa, ich hätte es überhaupt nicht mehr gewagt nur eine Pfote auf das Sofa zu setzen - aber erzähl das bloß niemanden weiter. Aber guck jetzt lachst du auch wieder ein bisschen Bine!" "Stimmt Gubacca, das tat wirklich gut sich mit dir gemeinsam die Fotos anzuschauen - du bist ein Schatz! Und weißt du was ich jetzt mache - ich schreibe Raja einen Brief, wie sehr ich sie vermisse. Mir hilft das Schreiben immer den Kummer zu verarbeiten." "Schreibst du auch dazu, dass sie mir auch sehr fehlt!" "Das mach ich Gubacca und ich bin sicher Raja wusste, wie lieb auch du sie hast."



 Meine kleine Lieblingsfreundin,

Deine Menschen, Claudi und Georg, haben so gemeinsam mit dir gegen deine schlimme Erkrankung gekämpft und doch verloren. Aber haben sie wirklich verloren? Die Krankheit ließ sich nicht stoppen, aber sie schafften es, dass du bis zum Schluss ein Hund mit Lebensqualität warst und ihr hattet trotz der fortschreitenden Krankheit noch viele schöne gemeinsame Momente. Wann ist der Zeit für den Abschied gekommen? Die schlimmste und schwerste Entscheidung, die wir für euch treffen müssen, aber jetzt stand fest, dass der Zeitpunkt loszulassen gekommen war. 
 

 
Ich bin dankbar dafür, dass Gubacca und ich mit dir und Claudi im März einen schönen Urlaub in Holland verbringen konnten und ich mich am Mittwoch noch von dir verabschieden konnte. Deine Claudi sagte nach deinem Tod zu mir „mit Raja geht auch ein Teil von mir...“ Das stimmt – aber wie sang Trude Herr „Niemals geht so ganz, irgendwas von mir bleibt hier!“ Aber bevor das uns tröstet wird es noch einige Zeit dauern. 
 
 

 
Wenn ich an dich denke Raja, sehe ich immer eine kleine Persönlichkeit vor mir, die ihren Willen gerne durchsetzen wollte und mich dabei so oft zum Lachen gebracht hat. Selbst jetzt wo ich weine, weil ich dich nie wieder sehen werde, muss ich grinsen, wenn ich an dich denke. Diese Gabe war etwas ganz besonderes Raja und dafür habe ich dich, meine kleine Lieblingfreundin, auch so gerne gehabt. Ich glaube nicht an die Regenbogenbrücke – aber so wie ich in meinem Gubacca auch immer einen Teil von Chiru sehe, bin ich sicher, dass irgendwann ein kleiner kecker Zwerg vor Gubacca rumspringt und ihm deutlich macht, dass das Spieli ihr gehört und dann wissen wir, dass du bzw. ein Teil von dir bei uns ist. Bis dahin werden Gubacca und  ich dich sehr vermissen! 
 

 
 
Du warst eine ganze besondere Tibeterin und ich bin froh, dass mir die schöne Erinnerungen mit dir niemand nehmen kann. Meine kleine Lieblingsfreundin, wir werden uns wiedersehen und bis dahin pass gut auf dich auf!

Deine Bine & Gubacca

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