Wie alles begann
Wie alles begann
Ein ganz normaler Mittwochabend. Kurz bevor ich ins Bett gehen wollte, nahm ich noch einmal das Handy in die Hand – nur schnell schauen, ob es auf Facebook etwas Neues gibt. Dieser letzte Blick, bevor man das Licht ausmacht, gehört irgendwie dazu. Ein paar Freunde, ein paar Hundegruppen, ein paar harmlose Alltagsmeldungen.
Und dann blieb ich plötzlich hängen. Ein neuer Beitrag von Svea. „Otti mit vier Welpen.“
Ich las den Satz zweimal, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verlesen hatte. Jetzt schon? Eigentlich sollten die Kleinen doch erst am Wochenende kommen. Aber da waren sie – die von mir so sehnsüchtig erwarteten Babys von Otti und Ozzy.
Noch blind, mit winzigen Pfoten und rosa Nasen, die aussahen, als hätten sie gerade erst das Licht der Welt entdeckt. Ich saß da, mitten in meinem Wohnzimmer, und starrte auf dieses unscharfe Foto auf dem Handydisplay, als könnte ich durch bloßes Hinschauen spüren, wie es in dieser Wurfkiste roch und klang.
Und während ich das Foto betrachtete, war mir klar: Einer von diesen vier kleinen Hunden gehörte zu mir. Ich wusste nicht, welcher – bis mein Blick hängen blieb. Beim zweiten von links. Ganz ruhig lag er da, winzig, goldfarben, mit einer hellen Pfotenspitze. Nichts Besonderes. Und doch passierte in mir etwas, das sich nicht in Worte fassen lässt.
Natürlich stand nirgendwo, ob es Rüden oder Hündinnen waren. Aber das war mir in diesem Moment egal. Ich wusste einfach: Wenn das ein Rüde ist, dann ist er es.
Die Nacht war kurz. Ich drehte mich gefühlt hundert Mal im Bett, rechnete, wie viele Stunden noch bis zum Morgen waren, und schwor mir, nicht vor neun Uhr bei Svea anzurufen. Um Viertel vor acht saß ich natürlich längst mit Kaffee am Tisch, das Handy in Reichweite.
Als endlich neun war, atmete ich tief durch und tippte ihre Nummer. Mein Herz klopfte bis in die Fingerspitzen.
„Svea? Ich hab die Fotos gesehen … darf ich fragen – ist der zweite von links vielleicht ein Rüde?“
Am anderen Ende ein kurzer Moment Stille, dann hörte ich ihr Lächeln. „Ja. Zwei Rüden, zwei Hündinnen. Und der zweite von links – mit der hellen Pfote – ist ein Rüde.“
Ich weiß nicht mehr, was ich geantwortet habe. Wahrscheinlich gar nichts. Ich saß einfach da, mit diesem dämlichen Dauerlächeln im Gesicht, und wusste, dass sich gerade etwas verändert hatte.
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