1169. Tag | Reisetagebuch Ahnatal [reloaded] Tag 3

Juli 20, 2020

Ab sofort nenne ich Gubacca und mich nur noch die Gipfelstürmer. So viele Berge und Anhöhen wie in den letzten Tagen sind wir noch nie hochgeklettert. Wer bei Micky Urlaub macht, braucht nicht von einem Wanderurlaub in den Bergen zu träumen. Ich bin froh, dass ich an meine Trekkingschuhe gedacht habe.



Gubacca ist hier ganz in seinem Element und zeigt ungeahnte Fähigkeiten. Bisher dachte ich ja immer ihn verbindet nur die Dickköpfigkeit mit einem kleinen Ziegenbock. Aber nein, ich muss zugeben, auch beim Klettern könnte er mit jeder Bergziege konkurrieren.



Leichtfüssig wie eine kleine Elfe tänzelte  er heute Morgen wieder auf dem hohen Dörnberg vor mir her. Gefolgt von einer nicht ganz so den Berg hoch fliegenden Bine, die doch auch ein bisschen schnaufte. Diesmal wollten wir den Wichtelkirchen-Felsen, den wir sonst  immer nur von dem Alpenpfad aus gesehen hatten, erklimmen. Natürlich war Gubacca wieder zuerst oben angekommen. Ich muss zugeben, ich habe dann doch einen Schrecken bekommen, als ich ihn dort sitzen sah. Von unserem Weg aus konnte man nicht sehen, wie tief es von dort herunter in das Tal geht.





Aus luftiger Höhe ging es dann hinab in das Tal. Wir hatten den kleinen Trampelpfad, der wieder zum Alpenpfad führte, verpasst und  landeten weit unterhalb unserer Route. So gerne ich jeden Felsen hochklettere - ich hasse es lange, steile Wege hochzulaufen. Und dieser Weg hatte es in sich! Nicht nur Micky und ich kamen nach gefühlten Stunden durchgeschwitzt und müde wieder oben an - auch Gubacca war deutlich langsamer als sonst unterwegs. Nach soviel Sport am Morgen schmeckte das Frühstück gleich doppelt so gut.

Gegen Mittag fuhren wir dann ohne die kleine Bergziege nach Grebenstein. Auf den Weg dorthin machten wir noch  einen kurzen Abstecher nach Immenhausen. Die kleinen Städtchen sind mit ihren schönen Fachwerkhäusern echt sehenswert.







Mein persönliches Highlight war  dann aber die Burgruine von Grebenstein.  Natürlich musste man auch hier wieder einen steilen  Berg hoch laufen. Insgeheim hatten Micky und ich ja gehofft wir könnten ganz bequem mit den Auto bis zur Burg hochfahren. Aber ohne Fleiß keinen Preis - oder in unserem Fall, ohne sportlichen Einsatz keine tolle Aussicht. Am Ende einer Wohnstraße war Schluss und wir mussten das Auto stehen lassen. Da es keinerlei Beschilderung gab, wie weit es zur Burg ist wollten wir  fast schon umkehren. Aber unsere Neugier war dann doch größer und wir marschierten tapfer die vielen Treppen hinauf.






Beim Anblick der Treppe zur Aussichtsplattform bekam ich natürlich wieder glänzende Augen und war nicht zu stoppen. Zum Glück habe ich keine Höhenangst und das Lochgitter konnte mich auch nicht bremsen.





Der Blick von der Aussichtsplattform war herrlich. Von der Burg selbst ist aber nur noch das Mauerwerk des Palasses mit seinen mehr als 10 Meter hohen Aussenmauern erhalten. 







Natürlich gibt es auch um die Burg Grebenstein eine geheimnisvolle Geschichte: Früher lebte hier ein mächtiger Ritter mit seiner liebreizenden Gattin. Der Ritter kam aus einer seiner Fehden nicht zurück und die Burg wurde von einem seiner Feinde belagert und erstürmt. Die Burgfrau verschloss alle Gemächer und versteckte sich in dem Keller. Aber die Feinde brachen alle Schlösser auf und raubten alles was sie fanden. Sogar die Glocke auf dem Turm wurde von ihnen geplündert. Sie versenkten sie am Fuße des Berges in einem tiefen Brunnen, der seitdem Glockenbrunnen heißt. Noch heute kann man einem stillen Sommerabend aus dem Horn heraus ihr leises Läuten hören. Die Schlossfrau lebt noch im Burgkeller. Manchmal verlässt sie ihn und steht oben auf dem Burgberg, wo sich früher der Ausgang des Kellers befand. Sie winkt mit der Hand und lässt dabei den Schlüsselbund erklingen. Dann verschwindet sie wieder mit einem schmerzlichen Schrei in der Tiefe des Berges... (nach der Festschrift zum 600jährigen Bestehen der Stadt 1924).


Hätte ich die Geschichte vorher gelesen, hätte ich natürlich für die Fotos  ein weißes Hemd angezogen :-) - jetzt bin ich die moderne Fassung der "Weißen Frau".

Nach so viel sportlichen Einsatz rief eigentlich nur noch der Liegestuhl laut nach uns! Wenn da nicht die kleine Bergziege gewesen wäre, die mittlerweile ausgeschlafen hatte und wieder voller Tatendrang war. Also gab es am frühen Abend noch eine kleine Runde bei den Koppensteinen und dann machten wir es uns aber endgültig auf dem Sofa gemütlich.

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