1168. Tag | Reisetagebuch Ahnatal [reloaded] Tag 2

Juli 19, 2020

Schön, wenn der Besuch am Sonntag morgen sehr früh zum Dörnberg fahren möchte und dann das ganze Mehrfamilienhaus aufweckt. Pünktlich um 7 Uhr waren Micky und ich startbereit, um mit Gubacca zum Dörnberg zu fahren. Der Wetterbericht hatte für Kassel 27 Grad angekündigt und wir wollten früh los, damit es für den Husky im spanischen Hütehund-Gewand nicht zu warm wird. Während Micky schon das Auto holte, suchte ich wie immer noch meine 7-Sachen zusammen. Wo hatte ich nur die Wasserflasche gelassen? Bestens strukturiert wie ich immer bin, standen mir schon am frühen Morgen die Haare zu Berge. "Ich lasse den Schlüssel von außen an der Wohnungstür stecken, vergesse ihn gleich nicht!" "Immer diese Bevormundungen, nur weil man die jüngere Schwester ist", konnte ich mir nicht verkneifen und stellte die Öhrchen auf Durchzug. Kurz danach zog ich die Wohnungstür zu und flitzte die  Treppe im Hausflur runter, um Gubacca noch einzuholen. Seitdem er auf der Treppe ausgerutscht ist, hat er es jedes mal sehr eilig unten anzukommen. Micky wartete schon im Auto auf uns. Wenige Sekunden nach dem die Haustür ins Schloss fiel schoß mir durch den Kopf "Wo hast du den Wohnungsschlüssel gelassen?!" Tja, der steckte von außen an der Wohnungstür und ich kam nicht mehr ins Haus hinein.  Micky schaute mich ziemlich entsetzt an, als ich ihr mein Missgeschick beichtete. "Dann muss ich jetzt bei Barbara und Dirk anschellen, hoffentlich sind die schon wach!". Waren sie natürlich noch nicht. Wer steht sonntags schon außer uns freiwillig um 6.30 Uhr auf. Aber Jule,  der Hund der Nachbarn, sorgte bei Mickys Klingeln lautstark dafür, dass gleich das gesamte 6 Familienhaus wach wurde. Peinlich, peinlich... Mit einer etwas kleinlauteren Bine und dem Wohnungsschlüssel ging es dann aber los zum Dörnberg.


Außer uns waren nur wenige Spaziergänger unterwegs und wir hatten den Alpenpfad fast für uns alleine. Gubacca genoß die "große Freiheit" sichtlich und war flott unterwegs. Sehr zum Leidwesen von Micky, die eigentlich in Ruhe die herrliche Aussicht genießen und keinen Marathon laufen wollte.




Nach gefühlten zwei Kilometer im Jogging-Tempo fielen mir wieder Gabis mahnende Worte vom Training am Freitag ein. "Du gibst das Tempo vor und Gubacca muss sich an dir orientieren - nicht anders rum." Eine Aussage, die ich sofort mit "Ja aber" kommentiert hatte. Bis auf wenige Ausnahmen war ich der Meinung, dass ich darauf bereits achtete. Bei mir gibt es keinen langen Arm und ein Bein in den Straßengraben, weil Gubacca dort schnüffeln möchte. Aber der Teufel steckt im Detail und Gubacca bestimmt viel mehr auf unseren gemeinsamen Spaziergängen, als mir bewusst ist. 





Im gemäßigten Tempo ging es dann weiter und siehe da: Plötzlich hatte ich sogar auch Zeit die schöne Aussicht zu genießen. Dafür hatte ich im Anschluss sofort mein "Highlight" der typischen Hundebegegnungen. Sicherlich ist es auch meiner Ängstlichkeit bei Rüdenbegegnungen geschuldet, aber ich lasse Gubacca nicht zu fremden Hunden laufen.  So leinte ich ihn auch heute morgen an, als  uns eine Frau mit einem Labradorrüden entgegenkam. Eine breite Wiese mit viel Platz zum Ausweichen - ich blieb entspannt. Alles kein Problem, wenn die Frau vielleicht auch direkt  ihren Rüden angeleint hätte. Dieser markierte später auf unserer Höhe nämlich  lieber stolz die Büsche, anstatt auf ihr "komm" zu reagieren. Nachdem gefühlte 99 "Ben, komm jetzt endlich" im leeren Raum verpufften, wurde ich dann giftig angekeift, ob ich nicht endlich meinen Hund von der Leine lassen könnte. Über soviel Unverfrorenheit war ich leider echt sprachlos und ging nur kommentarlos weiter. Schade, die besten Sprüche fallen einem dann immer erst später ein.





Der Alpenpfad ist zu jeder Jahreszeit schön. Momentan weiden dort  wieder die Ziegen. Gemeinsam mit den Schafen und Rindern sorgen sie dafür, dass die Kalkmagerrasenflächen nicht verbuschen. Den (wir betonen es gerne einmal) "HÜTEHUND" Gubacca versetzten sie  zuerst in große Alarmbereitschaft.  Nicht nur ihn: Einer der Ziegenböcke nahm sofort eine Imponierhaltung ein, als er Gubacca sah.  Ich muss zugeben, mein erster Impuls war, möglichst schnell mit Gubacca an der Weidefläche vorbeizulaufen. Aber dann kam das kleine (gute) Teufelchen, dass "jetzt erst recht" sagte bei mir durch. Direkt neben den Ziegen gab es eine schöne Bank auf der wir es uns für eine Weile mit ihm gemütlich machten. Und siehe da, nach wenigen Minuten fanden die beiden Ziegenböckchen sich vollkommen uninteressant. 





Meine Wetter-App hatte nicht zu viel versprochen und gegen 10 Uhr hatten wir dann auch schon 25 Grad. Perfektes Balkon-Wetter und Gubacca verzog sich in  seine Lieblingsecke in Mickys Wohnzimmer. 


Nachmittags fuhren wir mit Gubacca zu den "Koppensteinen". Micky schafft es bei jedem Besuch immer wieder, mir neue schöne Ecken zu zeigen. Die freistehenden Balsaltsäulen  sind  über 10 Millionen Jahre alt und  und  das Wahrzeichen von Fürstenwald.




Ich musste echt schmunzeln mit welchen Tempo Gubacca auf einmal trotz der Hitze den Berg hoch flitzen konnte. Wenn es um das Klettern geht, wird er sofort wieder zum feurigen Spanier und ihm sind die Temperaturen egal.



Das änderte sich jedoch schlagartig, als es darum ging fotografiert zu werden. Wenn Gubacca keine Lust dazu hat, kann er einen so notleidenden Gesichtsausdruck aufsetzen, dass sogar mir die Lust daran vergeht. Und das soll schon etwas heißen!




Sobald es aber wieder darum ging, vor uns den Berg runterzulaufen, war auch dieser "notleidende" Gesichtsausdruck vergessen. Ein sichtlich vergnügter Gubacca, der den Bergziegen von heute morgen, Konkurrenz machen könnte, rannte den Berg wieder runter.


Den Abend konnten wir wieder gemütlich auf den Balkon ausklingen lassen. Gubacca liebt es von oben durch die Balkonverkleidung alles im Blick zu haben und kann dort stundenlang liegen. So schön kann Urlaub in der alten Heimat sein und ich freue mich riesig über das tolle Wetter. Jetzt mache ich noch eine Mini-Runde mit ihm und dann gehen wir schlafen. Morgen wollen wir wieder ganz früh zum Dörnberg fahren. Ich bin sicher, dann hat Micky auch ihren Zweitschlüssel eingesteckt.
Bis morgen und gute Nacht!

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