1128. Tag | Markertraining - Buchvorstellung

Juni 09, 2020

Warum funktionieren Dinge wie das lockere an der Leine laufen, bei manchen Menschen mit ihren Hunden ganz problemlos und andere bekommen es nie hin?! Ich denke es liegt oft daran, dass es dem Betreffenden einfach nicht wichtig genug ist.  Ohne ein genaues Ziel vor Augen und dem festen Willen es zu erreichen funktioniert es einfach nicht. So habe ich es vor ein paar Wochen zum Beispiel auch nicht geschafft mit Gubacca ein festes Markerwort zu trainieren.



Meine Trainerin Gabi schwört auf das Markertraining. Ähnlich wie ihr es vielleicht von dem Klickertraining bereits kennt, bestätigt man dadurch richtiges Verhalten bei  seinem Hund mit einem kurzen Wort. Meine  Hausaufgabe nach der ersten Trainingstunde  bei ihr war, ein entsprechendes Wort wie "Klick" oder "Top" als Marker mit Gubacca zu üben. Ihr kennt mich ja - für neue Dinge bin ich immer sofort zu begeistern und so machte ich mich auch sofort mit großem Eifer an die Übungen. Mein erstes Etappenziel war, dass Gubacca sich auf unseren Spaziergängen stärker an mir orientiert. Jeder Blickkontakt sollte mit meinem Markerwort bestätigt werden. Die ersten Erfolge stellten sich  sehr schnell ein. Gubacca war meiner Meinung nach perfekt auf das Wort "klick" konditioniert und drehte sich jetzt bei unseren Runden regelmäßig nach mir um. In der darauf folgenden Stunde mit Gabi kam dann die Ernüchterung. Ich hatte Gubacca nicht perfekt auf das Wort "klick" trainiert, sondern er reagierte ausschließlich darauf, dass ich zeitgleich nach dem Leckerchen in die Jackentasche griff. Also musste ein neues Markerwort (Top) her und ich übte schon mit deutlich geringerer Begeisterung "die Bestätigung von richtigen Verhaltensweisen". Zu meiner  Erleichterung arbeiteten  Gabi und ich  in den kommenden Wochen an viel wichtigeren Baustellen, wie ich fand, zum Beispiel den Rüdenbegegnungen.  Das Thema "Markerwort" rückte erst einmal in den Hintergrund. Irgendwann war es aber zu offensichtlich, dass Gubacca auf kein Top reagierte. Gabi war nicht begeistert, als ich zugeben musste, dass wir das Wort überhaupt nicht mehr geübt hatten. Die Hausaufgabe zum nächsten Training könnt ihr euch bestimmt denken!




Manche Dinge passen vom Timing einfach perfekt und ich bekam wenige Tage später das Angebot vom Kosmos-Verlag, eine Rezension für das  Buch "Markertraining für Hunde" von Ulrike Seumel  zu schreiben. Ich war echt neugierig auf das Buch, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wie man mit so etwas simplen wie dem Markertraining ein ganzes Buch füllen kann. Eines gleich vorweg - ja, man kann es! Markertraining kann viel mehr als ein bisschen Kunststückchen antrainieren,  wie ich insgeheim immer dachte.  Aber was  ist Markertraining dann? Die Autorin Ulrike Seumel beschreibt das Training  als eine gemeinsame Sprache von Hund und Mensch. Ein kurzer Moment im Verhalten des Hundes wird mit einem vorher konditionierten Wort markiert und zeigt ihm so punktgenau, dass genau diese Verhaltensweise gerade richtig war. Auf das Markerwort folgt  immer eine Belohnung - darin unterscheidet es sich auch von meinem geliebten "fein" in allen Lebenslagen. Dabei muss und soll die Belohnung nicht immer gleich ein Leckerchen sein. Ich muss gestehen, ich bin da bei Gubacca nicht sehr kreativ und war froh, dass im Buch auch viele "Belohnungsspiele" vorgestellt wurden.

Auch das kann eine gelungene Belohnung sein :-)

Zum Glück habe ich die mahnenden Worte der Autorin beherzigt und  das Buch in chronologischer Reihenfolge gelesen. Aus meinem anfänglichen "Ach das weiß ich doch schon alles" - wurde dann auch  ganz schnell ein "Das ist aber interessant!" Viele der im Buch beschriebenen Übungen erinnerten mich sehr an mein eigenes Training mit Gabi. Auch wir haben damit angefangen, bei unseren Spaziergängen jeden Blickkontakt von Gubacca positiv zu bestätigen und bei vielen Textpassagen hatte ich das Gefühl ein kleiner Vogel Gabi sitzt auf meiner Schulter... Für mich war es echt  spannend, die einzelnen Bausteine der letzten Monate im Gesamtkontext nachlesen zu können. Und ja, jetzt verstand ich auch warum Gabi bei uns immer so auf das Markerwort pochte.

Die Möglichkeiten mit dem Markerwort zu arbeiten sind vielfältig. Das war mir vorher, wie ich zugeben muss, überhaupt nicht bewusst. Ob es der Tierarztbesuch ist, die Rüdenbegegnungen oder die gemeinsame Bewältigung stressiger Situationen ... bei diesen Dingen kann auch das Markertraining helfen. 

"Ein Markersignal kann eigentlich alles.
Die Voraussetzung: Du weißt was du tust und wie du damit Verhalten beeinflussen kannst." 
(Ulrike Seumel)

Eigentlich schon fast zu schön um wahr zu sein, oder? Spätestens ab diesem Zitat auf  Seite 60 stand für mich fest: Das Markerwort wird jetzt  ab sofort fleißig trainiert! Ein bisschen musste ich dann doch über mich schmunzeln - ich bin in vielen Dingen einfach die typische Beamtin. Penibel wie eine Buchhalterin, das aufgeklappte Buch neben mir, arbeitete ich die Punkte der Anleitung penibel ab. Und siehe da - unser "jepp" funktioniert schon ganz gut! Ein Fehler, den ich vorher zum Beispiel immer machte war, dass ich die Belohnung  immer in der Hand hatte oder zeitgleich danach gegriffen habe. Kleiner Fehler - große Wirkung. Dadurch hatte Gubacca sich hauptsächlich meinen Griff zum Futterbeutel gemerkt und das Markerwort nur am Rande wahrgenommen. Daran sieht man auch wieder, wie stark  Gubacca  sich eigentlich nur an meiner Körpersprache orientiert und die Wortsignale schon fast unwichtig sind.

  


Einige Situationen, wie zum Beispiel Feuerwerksknaller und laute Geräusche, hatte ich  schon vorher  ähnlich trainiert. So wusste Gubacca ganz schnell, dass er für einen lauten Knall von mir eine Belohnung bekommt. Was mir jedoch fehlte war die "Brücke" zwischen dem positiven Verhalten und der Belohnung. Wie oben schon beschrieben empfiehlt Ulrike Seumel  in ihrem Buch zwischen dem Markerwort und der Belohnung ein paar Sekunden verstreichen zu lassen. Anstatt das Leckerchen   wie bisher  Gubacca schon förmlich unter die Nase zu halten, sage ich jetzt "jepp" und greife dann erst ohne Hektik in den Futterbeutel. Ein minimaler Unterschied, der bei uns eine große Wirkung hat. Ich bemerke immer öfter, dass ich damit in stressigen Situationen Gubaccas Aufmerksamkeit deutlich länger gewinnen kann. Mir ist das heute wieder im Park aufgefallen, als ich mit ihm auf einem schmalen Weg an einen fremden Rüden dicht vorbeilaufen musste. Gubacca lief ruhig neben mir her, war aber sichtlich angespannt. Früher ist es mir in ähnlichen Situationen oft passiert, dass wir kaum an dem fremden Hund vorbei waren und er dann anfing in die Leine zu springen oder zu bellen. Heute war er nach meinem "Jepp" sofort in der Erwartungshaltung "da kommt etwas tolles" und der fremde Rüde war vergessen.


Was mir an dem  Buch schon nach wenigen Seiten sehr gut gefallen hat: Es steckt voller Ideen und Anregungen wie Gubacca und ich bestimmte Ziele erreichen können. Die Autorin vermittelt im lockeren Schreibstil das erforderliche Grundwissen - hat aber auch sofort viele praktische Übungsvorschläge parat. Nach jedem Kapitel hatte ich das Gefühl, jetzt legst du das Buch zur Seite und fängst  direkt mit dem Training an. Ich hasse Hundebücher, in dem die Autoren nur schreiben, wie es nicht funktioniert und mir meine Fehler vor Augen halten. Noch allergischer bin ich gegen die selbsternannten Hundeflüsterer,  die zahlreiche Kapitel damit füllen können, wie toll sie jeden Hund im Griff haben und ihn wunderbar in ihr toll funktionierendes Rudel integrieren. Hilft mir leider auch nicht weiter, da sie ihr Erfolgsrezept nicht verraten. Das ist bei Ulrike Seumel anders. Wahrscheinlich liegt es auch an der Schreibform der Autorin, dass man als Leser direkt angesprochen wird - aber ich fühlte mich schon fast wie in meinem Einzeltraining mit Gabi. Für mich muss ein Buch einen Mehrwert haben. Ich möchte nicht nur Wissen erhalten, sondern auch mit praktischen Übungen gezeigt bekommen, wie ich es in meinem Alltag mit Gubacca umsetzen kann.  Das gelingt dem Buch einfach sehr gut!


Der dritte Teil des Buches beschäftigt sich  ausführlich mit dem Thema "Belohnung" und hat damit  eine Schwachstelle bei mir getroffen.  Ich bin in Sachen Belohnung bisher sehr "ideenlos" gewesen. Gubacca frisst ja gerne... und das kreativste war dann die Leckerlis zu werfen. Von daher freue ich mich jetzt darauf, neue Spielideen mit Gubacca auszuprobieren und damit auch unser "Jepp" in den kommenden Tagen noch zu verstärken. Ich werde euch weiterhin berichten, wie es mit unserem Markertraining weitergeht! Von uns bekommt das Buch "Markertraining für Hunde" auf jeden Fall ein *Daumen hoch*.



Hinweis: Ein Rezensionsexemplar des Buches wurde mir vom Kosmos Verlag für eine ehrliche Rezension zur Verfügung gestellt.

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