1097. - 1099. Tag | Shabby oder schäbig?!

Mai 10, 2020

Ein bisschen Else-Kling steckt glaube ich in jedem von uns  und so war mein erster Gedanke als ich zu meiner Garage ging auch prompt, was macht Herr Schmidt mit einer Hundehütte vor seiner Garage? Und dann noch eine so schöne im Shabby-Look! Und dann ratterte es auch schon in Bines Köpfchen. Zum einen hat Herr Schmidt überhaupt keinen Hund. Wie eine Anschaffung für einen Neuzugang sah das etwas in die Jahre gekommene Teilchen auch nicht aus....Blieb nur eine Lösung - er hatte sie wie die anderen Sachen vor seiner Garage als Brennholz geschenkt bekommen. Viel zu schade!!! Und schon war die Begehrlichkeit in mir geweckt und ich sah die Hütte bei uns im Garten stehen.


Dumm nur, dass ich im Kontakt mit der Nachbarschaft nie besonders gesprächig bin. In der Regel hetze ich immer an Herrn Schmidt, der einem Pläuschen nie abgeneigt ist, im Sturm-Tempo vorbei. Undenkbar für mich, dort jetzt einfach anzuschellen, um zu fragen, ob er mir die Hundehütte überlässt. Wie gut, dachte ich, dass die sture Hessin einen typischen Ruhrpott-Mann hat, bei dem vor Corona das Autosaugen am Gartenzaun regelmäßig  zum gesellschaftlichen Event  der männlichen Nachbarn wurde. Dumm nur, das selbiger vollkommen entsetzt von der Ruine war und sie auf keinen Fall im Garten stehen haben wollte. Aber immerhin erbot sich Mini-Rütter für mich bei Herrn Schmidt  zu fragen, ob er die Hütte noch benötigt. "Alles andere machst du aber selber!"

Mit zwei Rollbrettern ausgestattet machte ich mich am nächsten Morgen auf den Weg zum Garagenhof. Mini-Rütter hatte ernst gemacht und weigerte sich den "Schrotthaufen" in unseren Garten zu transportieren. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Bisher sahen die kreativen Umsetzungen meiner Ideen immer so aus, dass ich eine Vision hatte und Herr Mini-Rütter sie für mich umsetzte. Ich finde das macht uns immer zu einem perfekten Creativ-Team.


Im hellen Sommerlicht muss ich zugeben hatte Mini-Rütter nicht ganz unrecht und das  Shabby sah auch ein bisschen "schäbig" aus. Und trotzdem war ich ganz verliebt in die alte Hütte und sie erinnerte mich sofort an ein Strandhäuschen am Meer. Schnell hatte ich auch eine Idee im Kopf wie sie später aussehen sollte.

Zwei Tage später machte ich mich ans Werk - wohlweislich hatte ich mir dafür einen Nachmittag ausgesucht an dem Mini-Rütter nicht Zuhause war. Genauso wie bei der Hundererziehung, geizt dieser auch bei handerwerklichen Dingen, nie mit guten Ratschlägen. Dabei hat er das Hochziehen einer Augenbraue für sich perfektioniert und sein Blick spricht immer Bände, wenn er mich mit dem Werkzeug hantieren sieht. "Neee, neeeeee", dachte ich mir. "Nicht helfen wollen, aber dann alles besser wissen. Da warte ich doch lieber bis ich alleine bin!"


Auch wenn die klugen Ratschläge vom Mini-Rütter mir an diesem Nachmittag erspart blieben,  hatte ich den von mir liebevoll "Else Kling" genannten, zukünftigen Hausbesitzer im Nacken sitzen. Mit Argusaugen verfolgte Gubacca die Renovierungsarbeiten und hätte am liebsten ständig seine Nase in die Farbe getaucht.


Mit dem Ergebnis waren wir dann beide sehr zufrieden: Ja genauso hatte ich mir Gubacca' s Strandhäuschen vorgestellt! Obwohl nur die Grundträger einen neuen Anstrich bekommen hatte, erstrahlte die Hütte doch gleich im neuen Glanz ohne ihren Charme verloren zu haben.


Ich kann Menschen echt gut verstehen, die einen handwerklichen Beruf wählen, weil sie es lieben, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen. Keine gekaufte Luxus-Hundehütte würde mich so glücklich machen, wie "mein" selbstgestaltetes Strandhaus für Gubacca. Wobei ich zugeben muss, dass Mini-Rütter mir dann zum Schluss doch noch geholfen hat und den Boden der Hütte mit neuen Latten verstärkt hat.





 "Und du glaubst wirklich Gubacca geht da auch rein?", fragte mich Mini-Rütter gestern Abend noch kritisch als die "Strandhütte" seinen entgültigen Platz am Terrassenrand fand. Ihr hättet mein Strahlen heute morgen sehen müssen. Während ich draußen frühstückte, lag Gubacca erst wie gewohnt vor meinen Füßen. Kurze Zeit später marschierte er  dann aber wie selbstverständlich in sein Häuschen und verschlief dort den halben vormittag. Alles richtig gemacht  würde ich sagen :-).

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