1012. bis 1016. Tag | Drama Brustgeschirr und weibliche Klischees

Februar 16, 2020

Eigentlich dachte ich immer es gibt nichts schlimmeres als Bine beim Jeanshosenkauf. Denn obwohl ich recht schlank, bin passen mir die meisten Hosen einfach nicht. Jedes Mal verbringe ich Stunden in der Ankleidekabine und  muss unzählige Varianten anprobieren, um vielleicht mit viel Glück eine gute sitzende Jeans zu erwischen. Aber tatsächlich lassen sich meine Hosenkauf-Dramen noch von Gubacca toppen, als wir versuchten ein gut sitzendes Brustgeschirr für ihn zu finden. Dabei war die Auswahl in der  *xxx*-Tierwelt riesig.



"Möchten Sie ein Führ-, Sicherheits- oder Sattelgeschirr?" Schon die erste Frage der versierten Verkäuferin ließ bei mir ganz viele Fragezeichen aufleuchten. Mit dem Begriff "Norwegergeschirr" hätte ich jetzt noch etwas anfangen können, aber wo ist bitte schön der Unterschied zwischen einem Führ- und Sicherheitsgeschirr?" Mini-Rütter und ich tauschten fragende Blicke aus. "Wir probieren einfach mal aus, was ihrem Schatz am besten passt", schlug die Verkäuferin vor und zog das erste Geschirr vom Haken. "Ihr Hund braucht M, da bin ich mir sicher" und schon zeigte sie uns ein vermeintlich passendes "Führgeschirr". Mini-Rütter schüttelte energisch den Kopf: "Das ist viel zu klein!" Entsetzt schaute ich ihn an:  Dieses riesige Brustgeschirr sollte zu klein sein? Mir kam es viel zu groß vor! Da würde mein Zwerg-Riese doch versinken! Misstrauisch beäugten wir beide das Geschirr und schauten nach Gubacca. Der hatte es sich zwischenzeitlich in einem der Hundekörbe gemütlich gemacht. "Nur gut, dass wir vorher keinen Spaziergang gemacht haben und Gubacca saubere Pfoten hat", dachte ich beim Anblick des hässlichen rosa Körbchens  und stellte es mir bildlich bei uns im Wohnzimmer vor. Schnell scheuchte ich Gubacca aus dem "Barbie-Wonderland-Korb" und die Anprobe des ersten von 99 Geschirren konnte beginnen. War "M" zu klein - war "L" zu groß. Mal war der Führungssteg zu kurz, dann wieder der Bauchgurt zu nahe an den Achseln... Der Enthusiasmus der Verkäuferin ließ sichtlich nach und Mini-Rütter hatte sich schon verabschiedet und saß wartend im Auto. Ob Gubacca doch ein bisschen zuviel "Winterspeck" angesetzt hatte?

Diese Frage ließ sich schnell klären und der Gang auf die Hundewaage zeigte 1,5 Kilogramm mehr an, wie gewöhnlich. Aber trotz des kleinen Pölsterchen muss es doch möglich sein, ein gut sitzendes Brustgeschirr zu finden?! Aber irgendwann war es wie bei meinem Jeanskauf: Wir hatten alle Modele der unterschiedlichen Hersteller durchprobiert und nichts passte so  richtig. Ohne Geschirr - dafür mit einer großen Tüte "Hundeleckerlie" verliesen wir den Laden. Noch ein zusätzliches Pfund mehr auf den Hüften bei Gubacca würde zwar unser "Geschirrproblem" nicht lösen, aber  mir war es einfach zu peinlich, ohne etwas zu kaufen, den Laden wieder zu verlassen.

"Sollen wir nicht einfach ein Brustgeschirr im Internet bestellen?", fragte mich Mini-Rütter, als wir nach Hause kamen. Ohne überhaupt die Jacke ausziehen, saß er dann auch schon vor dem Computer. Ich musste innerlich grinsen. Wenn "Mini-Rütter" eine Sache liebt, dann ist es im Internet Sachen zu bestellen. Mittlerweile erzähle ich ihm  nur noch von Dingen, bei denen ich mir auch zu 100%  sicher bin, dass ich sie auch tatsächlich haben möchte. Es könnte sonst passieren, dass der Paketbote schneller vor der Tür damit steht, wie ich mich entschieden habe... Aber auch bei den vielen Burstgeschirren im Internet stellte sich schnell wieder die Frage: Welches Model sitzt gut und welche Größe sollen wir bestellen?

Zum Glück gibt es den Erfahrungsausstausch in den Facebookgruppen und so starteten wir einen Tag später mutig in die zweite Runde "Brustgeschirrkauf" in einem anderen Geschäft. Wunschmodel und Größe standen fest, so dass ich sicher war: Das wird eine ganz schnelle Nummer und Gubacca muss auch nicht mitgenommen werden. So weit die Theorie, denn diesmal machte mir meine große "Entscheidungsfreudigkeit" einen dicken Strich durch die Rechnung. Mini-Rütter ahnte wahrscheinlich schon von meineren inneren Kampf, den es zu besiegen galt und blieb lieber gleich im Auto sitzen. Ratlos stand ich vor der riesigen Reihe "A..-Geschirre" in allen möglichen Farben. Blau oder türkis? Mein Favorit war ja eigentlich sofort das kräftige Pink - aber für eine Rüden dann doch wieder undenkbar... Soviel zu den klassischen Geschlechterklischees die auch in mir fest verankert sind. Eigentlich müsste ich ja ein rotes Geschirr kaufen, weil Gubacca´ s Leine ebenfalls rot ist. Gut, dass  Mini-Rütter im Auto sitzt, dachte ich sofort. Er hätte mich für verrückt erklärt, dass ich "never,never, never" mit einem blauen Geschirr und einer roten Leine vor die Tür gehen würde. Mittlerweile war der Haken abgeräumt und wieder tummelten sich zahlreiche Geschirre in allen Regenbogenfarben vor mir auf dem Regal. Kaum hatte ich mich für eine Farbe entschieden, gab es keine passende Leine dazu und es dauerte geschlagene 45 Minuten bis meine Farbwahl feststand: Orange mit Olive - eine Farbkombination mit der ich unmöglich die alte rote oder meine Lederleine kombinieren konnte und so wanderte noch eine teure orangfarbige Leine mit in den Einkaufskorb. Die ich, wie ich gestehen muss, auch direkt nach dem Bezahlen in meiner Handtasche "verschwinden" ließ und Mini-Rütter nur stolz das neue Geschirr im Nato-Look präsentierte. Warum? Weil ich es ehrlich gesagt selber total irrwitzig fand nur wegen der Farbe eine neue Leine zu kaufen.  Aber egal... hängt jetzt halt Leine Nr. 5 am Garderobenhaken.





Mittlerweile war es dann doch spät geworden und kaum waren wir wieder Zuhause musste ich auch schon mit Gubacca zur Mittagsrunde aufbrechen. Natürlich wieder bei Regen und starken Wind. "Warum ziehst du im nicht das neue Teil  an?", fragte mich Mini-Rütter als Gubacca im alten Geschirr startklar an der Haustür stand. "Bei dem Wetter? Dann wird das schöne Brustgeschirr ja sofort dreckig?!" Ich muss gestehen - ich musste direkt im Anschluss selbst über mich lachen. Da kam meine Kindererziehung durch. "Neue Sachen werden nicht direkt zum Spielen angezogen", diesen Satz habe ich oft von meiner Mutter gehört und das sitzt bis heute... Genug von den "Klischees" an einem Tag und Gubacca bekam dann doch sein neues Geschirr angezogen. Das er natürlich auch sofort einsaute... irgendwie hatte meine Mutter doch recht!




Beim zweiten Geschirr für unsere Radtouren durfte Mini-Rütter sich dann später wieder  am PC austoben und der Briefträger brachte zwei Tage später ein schickes orangfarbiges Zuggeschirr.... Zweimal ein Geschirr in Orange? Ihr wisst schon warum... Ich wollte nicht noch Leine Nr. 6 kaufen müssen... In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Wochenende! Lasst euch nicht davon pusten!


*Die hier gezeigten Leine und Brustgeschirre wurden alle von mir gekauft und sind keine Produktwerbung, sondern dienen lediglich der Veranschaulichung des Blogthemas. Sie stellen keine Kaufempfehlung da!

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