892.-897. Tag | Angeboren oder anerzogen?

November 02, 2019

Ist Gubacca wie er ist, weil es seinem Wesen entspricht oder habe ich ihn so "gemacht"?  Alles eine Sache des Charakters oder der Erziehung? Eine Frage, die sich bestimmt viele von euch auch schon bei ihren Hunden gestellt haben. Woody und Gubacca: Zwei Gosrüden im ähnlichen Alter. Sie unterscheiden sich nicht nur optisch, auch vom Wesen sind beide vollkommen anders. Aber auch Woodys Herrchen und ich haben kaum Ähnlichkeiten - spiegelt sich das auch bei unsere Rüden?



Mir fällt es sehr schwer bei Gubacca einzuschätzen, ob Wesenzüge bei ihm angeboren oder von mir anerzogen sind. Ich finde das Thema aber sehr spannend. Ab wann kann man bei einem Welpen schon Wesenmerkmale erkennen? Wie unterschiedlich sind Welpen eines Wurfes, da sie ja unter den gleichen Bedingungen aufwachsen? Violetta hat gerade fünf Gos-Welpen großgezogen und ich habe sie gefragt, welche Erfahrungen und Beobachtungen sie zu dem Thema bei ihren Welpen machen konnte:

Der A-Wurf von Cami Vida




Bine: Violetta, du hast gerade deinen A-Wurf großgezogen. Optisch ähneln sich deine Welpen ja sehr. Trifft das auch auf ihre Wesenzüge zu oder gibt es da Unterschiede?

Violetta: Naja, optisch ähneln sie sich ja auch nur von der Fellfarbe und man kann sie sehr gut unterscheiden. Aber auch bei ihrem Wesen sieht man schon deutliche Unterschiede. Unser einziges Mädchen im Wurf, die zierliche Cami, zum Beispiel ist im Rudel sehr aktiv. Dort zeigt sie sich sehr selbstbewusst und neugierig. Außerhalb ihres gewohnten Umfeldes ändert sich das aber schnell und sie ist eher zurückhaltend und auch schon mal ein kleines bisschen unsicher bei neuen Situationen.

Cami mit ihrer Mutter Carmela

Der kleine Ole  ist in fremden Situationen deutlich aufgeschlossener wie Cami.  Bei ihm konnte man auch toll beobachten, dass er  von Anfang an instinktiv wusste , wie man sich anderen vorsichtig nähert und benimmt. Im Rudel verhält er sich eher untergeordnet. Dabei ist er trotzdem ein selbtbewusstes Kerlchen, dass keine Angst oder Unsicherheiten zeigt. Avento sein Bruder ist zwar ähnlich vom Wesen wie Ole, aber er teilt auch gerne aus. Seiner Mutter gegenüber ist er oft auch schon einmal trotzig. Unserem Rüden Dali möchte er hingegen sehr gefallen und ordnet sich bei ihm sofort unter. Ich muss immer schmunzeln, wenn er mal wieder gerne der erste sein möche. Meistens ist er es aber nicht, weil sein Bruder Attilio wieder schneller war.

Attilio, nennen wir immer liebevoll unser kleinen "Rambo". Er war von Anfang an ein sehr selbstbewusster Rüde. Man sieht ihm das optisch schon richtig an: wie er sich bewegt, reagiert und handelt.  Er lernt unglaublich schnell und gerne.  Eine Eigenschaft teilt er jedoch  mit allen seinen Geschwistern: Alle fünf suchen Sicherheit bei uns, wenn sie mit Situationen überfordert sind. Das macht mich sehr stolz. 

Dali mit den Welpen


Du hattest mir ja erzählt, dass du deinen Gubacca und Woody so unterschiedlich empfunden hast. Mich hat das sofort an Attilio und Alessandro erinnert. Die beiden sind auch von ihren Wesenzügen vollkommen anders. Alessandro war von Anfang an sehr ruhig und ausgeglichen. Zwar wie seine Geschwister nah beim Menschen, aber er kann sich auch sehr gut alleine beschäftigen. Bei ihm kann man immer schön beobachten, dass er keinen Ärger haben möchte und einer direkten Konfrontation aus dem Weg geht. Er ist für mich das klassische Beispiel für einen Welpen der in sich ruht und dabei auch ein kleiner Kuschelbär ist. Natürlich lässt auch er sich manchmal von seinen Geschwistern mitreißen und schlägt über die Stränge. Er kennt dabei auch sehr genau seine Grenzen und weiß auch wie er aus der Situation für sich wieder herauskommt.

Bine: Bei deiner Beschreibung von Attilio und Alessandro musste ich sofort an Gubacca und seinem Bruder Gustav denken. Die beiden waren auch so unterschiedlich. Ab wann entwickelten sich die Wesenzüge so langsam bei deinen Welpen?

Violetta: Bine, dass ist schwer zu sagen, da es ja nur meine eigenen Beobachtungen sind. Außerdem muss man aufpassen, dass man das Wesen und die geistige Entwicklung nicht miteinander vermischt. Die Welpen entwickeln ihre Fähigkeiten ja auch unterschiedlich schnell. Aber so nach vier Wochen konnte man schon die ersten Unterschiede im Verhalten sehen. Zum Beispiel ob ein Welpe alleine oder in der Gruppe häufig liegt. Der eine mag es eher eng und kuschelig wo der andere ein bisschen Freiraum sucht. Ab der vierten Woche kamen ja dann auch die ersten Besucher zu den Welpen. Da konnte ich schon sagen:"Der Welpe ist wilder oder der zieht sich eher zurück". 

Interessant waren auch die unterschiedlichen Reaktionen, wenn sie von jemand fremdes auf den Arm genommen wurden und wie sie auf den Besucher reagierten. Die ersten Tendenzen von ihrem gezeigten Verhalten haben sich dann in den kommenden Wochen kaum verändert, sondern eher verstärkt. Der wilde Welpe blieb wild und der ruhige blieb ruhig. So konnte ich den Welpeninteressenten schon eine Richtung nennen, in die sich der einzelne entwickeln würde. Fast immer deckte sich dass dann auch mit der Wahrnehmung von unseren Welpeneltern, wenn sie häufiger da waren.

Alessandro

Spannend fand ich zu beobachten, wie Camela, ihre Welpen ab der siebten Woche anfing zu erziehen. Da sah man ganz deutlich, wie sie sich den einzelnen aus der Gruppe nahm und ihm ganz klar zeigte: „So nicht!“ Dabei blieb sie oft über mehrere Tage sehr beharrlich, bis der Welpe sein Verhalten besser kontrollieren konnte. Oft nahm sie dann auch den ruhigeren Welpen heraus um mit ihm zu schmusen. Alleine an ihrer Reaktion auf jeden einzelnen konnte man schon sehen, wer etwas mehr Erziehung benötigt oder sich leichter unterordnet. Eine Sache die wir Menschen uns wunderbar bei der Mutterhündin abschauen können und auch ich habe bei der Anleitung bzw. Erziehung der Welpen Unterschiede gemacht.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Attilio. Er  zeigt einem ja schon mit seiner gesamten Körperhaltung sein Selbstbewusstsein. Am Anfang war er dabei oft wild und unkontrolliert. Camela, seine Mutter und ich haben viel mit bzw. an ihm gearbeitet. Heute ist er sehr stolz und braucht sich nur aufrecht hinzustellen, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken. Er hat eine starke Ausstrahlung. Ich fördere das und versuche ihn nicht zu verändern, denn auch das ist ja sein Charakter.

Attilio

Bine: Für Attilio und Allesandro bist du ja noch auf der Suche nach der richtigen Familie. Was wünscht du dir für die beiden? 

Violetta: Für Attilio suchen wir Menschen die viel Zeit für ihn haben und mit ihm "arbeiten". Für ihn ist die geistige Auslastung sehr wichtig. Aber auch im Hundesport könnte ich mir  unseren "Rambo-Attilio" gut vorstellen. Man muss nur darauf achten, ihn auch beizubringen wieder runterzufahren. Allesandro ist sehr anpassungsfähig, da würden vieles zu ihm gut passen.  Bei ihm beobachte ich immer wieder, dass er sich von selbst zurück zieht, wenn ihm etwas zu viel wird. Dadurch ist er sehr anpassungfähig und käme bestimmt mit vielen Lebensbedingungen klar.

Mir ist es  aber auch sehr wichtig, dass ich mit den zukünftigen Welpeneltern sehr gründlich bespreche, wie sie leben und welche Wünsche sie an ihr neues Familienmitglied haben. Da muss beides einfach passen. Der Gos d' Atura gehört für mich zu den anspruchsvolleren Rassen und haben ihre besonderen Eigenschaften. Das ist eine Rasse die einen fordert und das nicht nur in der Pubertät. Für mich ist es wichtig, dass die Menschen wissen auf was sie sich beim Gos einlassen und seine typischen Eigenschaften lieben und fördern.

Bine: Danke Violetta, dass du dir wieder soviel Zeit für mich genommen hast. Ich fand es total schön in den letzten Wochen immer wieder durch dich und Facebook mitverfolgen zu können, wie die Zwerge bei euch aufgewachsen sind. Ich wünsche allen fünf einen tollen Start bei ihren neuen Familien. Der kleine Ole ist ja schon vor kurzen bei seiner neuen Familie eingezogen und ich höre nur tolles von ihm. Attilio und Allesandro drücke ich ganz fest die Daumen!






Mehr Infos über den A-Wurf von Violetta findet ihr auf  ihrer unter: www.camivida.com

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