880.-878. Tag | Angst trifft auf Lebensqualität

Oktober 13, 2019

Vor meinem Urlaub hatte ich einen Disput mit Herrn Mini-Rütter, der mich noch sehr lange beschäftigte. Auslöser war ein gemeinsamer Spaziergang mit Gubacca bei uns im Ort.

   


Gubacca war vor meinem Urlaub in Hohwacht schon etwas anstrengend und verfiel wieder in alte Verhaltensmuster. Der Rückruf klappte überhaupt nicht und die hohen Maisfelder zogen ihn magisch an. Auch sein Begrenzer bei 120 zu stoppen war defekt und von 0 auf 200 ging rasend schnell. Leider auch bei Rüdenbegegnungen und er war, sagen wir mal vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz leicht zu händeln. Ganz neu sind die Phasen  nicht und ich startete den Notfallplan. Wenn er nicht hört bleibt er halt an der Leine und die Schleppleine war wieder unser bester Freund. Auch Schnüffeln kann ein Privileg sein  und statt an der lockeren Leine vorzulaufen, kann der "Spätpubertier" auch lange Strecken auf meiner Höhe laufen. Fast schon "militärisch" strukturiert drehten wir unsere Runden. Mit Erfolg... die Ausraster wurden weniger und Gubacca lief  gut an der lockeren Leine.

Mini-Rütter war trotzdem vollkommen entsetzt über diesen Spaziergang. "Willst du nicht mal langsam ableinen?" "Nein, an dem Maisfeld ist er schon zweimal abgehauen und zur Strasse gerannt". "Warum darf er hier nicht freilaufen?" "Weil dort hinten ein Jagdköder hängt, da könnte er hinlaufen" Und natürlich war dann die Straße schon viel zu nah, in der Ferne eine Pferdekoppel und und und. Also blieb Gubacca komplett angeleint. "Das nennst du einen schönen Hundespaziergang", fragte mich Mini-Rütter als wir zurückkamen. "Wo ist denn da der Spaß für Gubacca? Die Lebensfreude und hast du mal gesehen, wie verkniffen du dabei aussiehst?" Treffer gelandet - ich war sprachlos! Wütend konterte ich, dass ich zumindest  nicht permanent von Gubacca angesprungen würde, beim Spaziergang. Trotzdem hatte mich die Aussage von Mini-Rütter an einen wunden Punkt getroffen: Die Lebensqualität von Gubacca. Mir ist es enorm wichtig einen Hund zu haben, der glücklich ist, sein Leben mit mir liebt und einfach auch Spaß hat.




Natürlich hat mein "Notfallplan" ganz viel positives bewirkt. Gubacca ist deutlich entspannter, wenn er längere Teilstücke einfach neben mir herläuft. Aber ich bin innerlich auch froh,  eine Ausrede für mich zu haben, ihn nicht ableinen zu müssen. Natürlich weiß ich, dass das die Situation nicht verbessert. Aber es ist oft verdammt schwer über den eigenen Schatten zu springen. "Er könnte ja!", aber würde er auch?! Ja, sobald er ein Maisfeld gesehen hat, war er auch darin verschwunden. Aber er kam auch relativ schnell wieder...  Durch den Disput wurde mir richtig bewusst, dass klare Regeln für Gubacca sehr wichtig sind. Aber meine eigenen Ängste, die durch sein Fehlverhalten entstanden sind, dürfen nicht dauerhaft seine Lebensqualität einschränken. Ein schwieriges Unterfangen bei dem ich gegen mich selbst kämpfen muss. Ich bin ein Mensch der ganz nach dem Motto handelt: "Gefahr erkannt - Gefahr gebannt". Leider ist das in vielen Lebenslagen  kontraproduktiv und ich müsste  mir viel mehr sagen. "Probieren geht über studieren".  Wenn das nur nicht sooo schwierig wäre. Dabei hört Gubacca sogar sehr, sehr häufig richtig gut!

Mir fällt spontan das Zitat aus dem kleinen Prinzen ein: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast". Eine große Verantwortung gerade gegenüber unseren Hunden. Wir bestimmen ihr ganzes Leben - was sie dürfen oder nicht. Bin ich ein Angsthase, wird Gubacca sich nie selbst ausprobieren dürfen. Angst trifft auf Lebensqualität. Führung auf ein gesundes Mittelmaß und der Spaß darf nicht verloren gehen.


(Bei diesem Video sollte man den Ton lieber ganz leise stellen :-))

Zum Abschluss noch eine typische Bine-Denkweise für euch zum Schmunzeln aus unserem Urlaub. Ich traute mich nicht Gubacca am Strand abzuleinen, weil er könnte ja zu einem Hund hinlaufen und ihn anpöbeln. Es wäre mir aber genauso unangenehm, wenn Gubacca angeleint ist, ein Hund auf uns zugelaufen käme und es dann Stress geben würde. Auch an dieser Einstellung muss ich arbeiten! 

So ich hoffe ihr konntet mir durch mein wirres Gefühlschaos zu diesem Thema folgen. Aber genau diese Dinge beschäftigen mich in den letzten Tagen sehr. Jetzt packe ich Gubacca ins Auto und fahre mit ihm ins Feld. Dort kann er ohne Leine laufen und ich an mir arbeiten :-).

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