879.-884. Tag | Die Ruhe NACH dem Sturm

Oktober 20, 2019

Das Gubacca demnächst das ein oder andere Pfündchen zuviel auf den Rippen hat, könnte an meiner neuen Leidenschaft für "Podcasts" liegen. Podcasts sind Mediendateien die man sich anhören oder herunterladen kann. Im Internet findet man zahlreiche dieser Audiodaten zu den unterschiedlichsten Hundethemen. Meine Schwester machte mich vor kurzen auf ein Podcast zum Thema: "Ist mein Hund normal?" aufmerksam. Ein Schelm der jetzt böses denkt... Feinfühlig wie Micky ist, schrieb sie auch sofort dabei: Nicht, dass ich meine Gubacca ist nicht normal! Es geht hier um Verhalten beim Aufeinandertreffen mit anderen Hunden.


Das Podcast war gut gemacht und in 45 Minuten bekam man einige Tipps wie man Hundebegegnungen zukünftig besser managen kann. Und damit erklärt sich dann auch recht schnell der doch ein bisschen irreführende Titel "Ist mein Hund normal?".  Was nützen uns Vergleiche zu anderen Hunden, wenn sich der eigene mit Hundebegegnungen oder anderen Dingen schwer tut? Schon in den ersten 5 Hörminuten erwischte mich die Trainerin bei meiner Lieblingsbeschäftigung: Vergleiche ziehen zu anderen Hunden. Aber durch diese Einsicht oder besser formuliert durch diesen Anstupser in die richtige Richtung (ich bin ja eine Meisterin der Selbstreflektion) wird Gubacca natürlich nicht zunehmen. Dafür sorgt jetzt eine andere Übung, die ebenfalls Thema in dem Podcast war: Bestärkenswertes Verhalten einfangen. Die Trainerin empfahl mal einen ganzen Tag alle Dinge mit einem Wort zu markern, die der eigene Hund toll macht.

Zu einem besseren Zeitpunkt hätte die Übung eigentlich nicht kommen können. Nach dem Sturm der letzten Wochen ist bei uns zwar wieder Ruhe eingekehrt - trotzdem haben manche Erlebnisse, wie die Seebrücke im Urlaub, sich ein bisschen im Gehirn eingebrannt.  Da tut es gut sich die tollen Dinge mal wieder verstärkt vor Augen zu halten. Nach drei Tagen ist bei uns schon eine beachtliche Liste zusammengekommen:


Gubacca' s 5 Sternchen-Deluxe Liste

"Gubacca liegt ja schon wieder in seinem Körbchen und schläft", fragte mich Herr Mini-Rütter gestern. "Ja, wir waren ja auch gerade eine Stunde im Wald unterwegs und jetzt schläft er", antwortete ich ihm. "Nicht, dass er krank wird!", kam prompt der besorgte Einwand. "Nö, draußen ist er gerannt und war putzmunter", konnte ich ihn beruhigen. Aber es stimmt, Gubacca liegt wirklich sehr häufig in seinem Korb und schläft einfach. Er ist im Haus ein Paradebeispiel für einen in sich ruhenden Katalanen. Wobei dieses Verhalten nicht neu bei ihm ist, sondern auch seinen Charakter ausmacht.




In einer Straße mit, momentan ich zähle einmal durch: Anton, den Brasilianer, Carlo, Arthus, Max den Boxer, den nervigen Malteser, den gemütlichen Labi mit dem Jack Russel, Willi, noch mal Anton, dem Rüden aus dem Tierschutz... elf unkastrierten Rüden geht eigentlich ständig jemand mit einem bellenden Hund an unserem Grundstück vorbei. Fängt ein Hund in den Nachbarhäusern dann erst einmal an zu bellen, stimmen alle gerne mit ein.  Alle außer Gubacca. Der bleibt fast immer mucksmäuschen still und kassiert lieber sein Leckerchen. Überhaupt ist Gubacca im Haus einfach nur ruhig, entspannt und lieb.

Aber bei unserer Übung soll ja das gezeigte Verhalten direkt bestätigt werden. Also Listen wir mal auf:

  • Geduldig im Korb gewartet bis ich zur Morgenrunde startklar war.
  • Langsam die Treppe zur Straße runtergelaufen und dann auf mich gewartet
  • an der locker durchhängenden Leine mit mir zum Bäcker gelaufen
  • beim Bäcker geduldig gewartet bis ich meine Brötchen hatte
  • die Kirchturmglocke, die pünktlich um 7 Uhr sehr lange und laut bimmelt, einfach ignoriert und den Sichtkontakt zu mir gesucht.
  • Den Pöbelversuch von Coco (ich habe oben doch glatt noch einen Rüden vergessen) und Willy ignoriert.
  • beim Schellen des Briefträgers einfach im Korb liegen geblieben
Ich könnte die Liste noch sehr lange fortsetzen und es gab in den letzten Tagen zahlreiche Situationen für die Gubacca eine positive Bestätigung bekam. Natürlich gehört zu dieser Trainingsidee noch einiges mehr, um später auch Hundebegegnungen stressfreier zu gestalten. Es geht nicht nur darum gezeigtes Verhalten zu belohnen, sondern den Hund auch zu ermuntern alternative Verhaltensweisen anzubieten. Hier kommt der Begriff "shapen" ins Spiel.  Einfach mal googeln - es gibt tolle Internetseiten zu dem Thema.




Für mich war es jetzt  einfach  wichtig den Kopf wieder frei zu bekommen, von den negativen Gefühlen der letzten Wochen. Wobei ich da mehr mich in Frage gestellt habe und als Versager gefühlt habe und nicht Gubacca' s Verhalten. Und siehe da - plötzlich rückten unsere zehn Prozent die nicht so gut klappen ganz in den Hintergrund und neunzig Prozent "Super-Gubacca" sind verdammt viel. Eigentlich hatte ich Carlitos Frauchen ja versprochen ALLE  Dinge aufzuzählen die ich an Gubacca sehr mag oder die er toll kann, aber dann müsste ich ein Buch schreiben und kein Blogartikel *grins*. Von daher mal die Dinge, die für mich Gubacca ausmachen:

  • Gubacca ist ein sehr feinfühliger Hund, der sehr feine Sensoren hat, wenn es einem Mensch nicht gut geht. Es ist immer wieder toll zu erleben, wie er zu der Person einfach hingeht, seinen Kopf in deren Schoß legt, einmal seufzt und sie dann mit seinem typischen Gubacca-Blick anschaut. Er kann Ewigkeiten so verharren und es ist als ob er sagen wollte: "Ich bleibe bei dir bis es dir besser geht." Und das macht er nicht nur bei Menschen die er sehr gut kennt.
  • Gubacca ist ein typischer Gos, der beim Spielen und Toben ganz schnell auf 200 hochfährt. Es ist aber kein Problem ein Spiel zu beenden und einfach ruhig mit ihm weiterzulaufen. Er fährt schnell hoch - aber genauso schnell wieder runter. Man kann mit ihm raufen oder rangeln ohne, dass er grob wird.
  • Auch wenn er garantiert viel zu viel Aufmerksamkeit von mir bekommt - Gubacca ist kein Hund der ständig im Mittelpunkt stehen möchte. Er kann sich wunderbar zurücknehmen und einer Situation anpassen.
  • Gubacca hat ein sehr ausgeprägtes und tolles Sozialverhalten kleineren Hunden gegenüber. Unvergesslich wie vorsichtig er sich der kleinen ängstlichen Hündin unserer Nachbarn genähert hat und sie ganz vorsichtig und sanft zum Spielen aufforderte.
  • Dem Gos sagt man ja nach, dass er sich gerne einer Person anschließt. Das ist bei Gubacca nicht der Fall. Er ist ein sehr gerechter Hund mit seiner Aufmerksamkeit. Er achtet peinlich darauf jeden gleich freudig zu begrüßen und schließt Besucher schnell und gerne in das Rudel ein.
  • Gubacca ruht wirklich in sich. Im Haus kann man glatt vergessen, dass man einen Hund hat. Es gibt kein wildes Gerenne - er bellt nur selten, hat noch nie etwas kaputt gemacht...
In den letzten Monaten hat er  so viel gelernt. Unser Dauerthema "Leinenführigkeit" hat sich deutlich gebessert. Bin ich mit ihm  alleine unterwegs, läuft er jetzt an der lockeren Leine ohne zu ziehen. Auch am  Rad läuft er toll neben mir her und unsere gemeinsamen Touren machen uns beiden riesigen Spaß. Im Cafe oder Restaurant ist er total entspannt und schläft unter meinem Stuhl... Auch hier könnte ich noch ganz vieles auflisten - aber ich will ja nicht zur Strunz-Bine mutieren.



Und es geht ja auch gar nicht darum Gubacca' s viele positive Eigenschaften akribisch aufzulisten. Mir hat die Übung geholfen die vielen Dinge auch tatsächlich wahrzunehmen und nicht einfach als normal hinzunehmen. Und plötzlich erwische ich mich immer öfters bei den Gedanken: "Nicht unsere Baustelle - das kann Gubacca toll". So zum Beispiel gestern abend wieder als ich mir den echten Herrn Rütter im Fernsehen angeschaut habe. In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Restwochenende. Wir haben unsere große Runde zum Glück hinter uns - wir haben Dauerregen. Trotzdem waren wie mit dem Rad unterwegs und Gubacca ist von den 8.46 Kilometer fast die Hälfte ohne Leine toll neben mir hergelaufen!!! Jetzt mache ich es mir auf dem Sofa gemütlich und wir müssen später nur noch mal kurz vor die Tür.

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