839. Tag - 854. Tag: Gubacca beim Obedience-Schnupperkurs

September 10, 2019

"Was für einen Kurs machst du mit Gubacca?", fragte mich meine Mutter irritiert am Telefon. "Einen Obedience-Schnupper-Kurs, Mama!" Ohne sie zu sehen, wusste ich genau, was meine Mutter jetzt, genau in diesem Augenblick, dachte: "Was muss dieser arme Hund jetzt schon wieder machen???" Ich werde nie ihr entsetzes Gesicht vergessen, als ich ihr stolz Gubacca' s Elefantenkunststück zeigte. Zwerg-Riese mit den Vorderbeinen auf einer umgedrehten Spülschüssel  stehend, die er dann noch mit den Hinterbeinen umrundete. Der Blick meiner Mutter war herrlich. Meine Erklärungen, dass das eine perfekte Übung für die Körperbeherrschung eines Hunde ist, machte die Sache für sie auch nicht besser. Gut, ich hätte damals natürlich auch sagen können, dass hiermit ein wichtiges Fundament für seine spätere Obedience-Karriere gelegt wurde... Aber davon ahnte ich vor 1 1/2 Jahren noch nichts.



Wie erklärte man jemanden der sich mit Hundesport und ähnlichem nicht auskennt, was Obedience ist? Ich machte es mir dann einfach und erklärte ihr, dass es hierbei um die korrekte Ausführung verschiedener Befehle geht. Bevor die berühmt, berüchtigte Frage "Und für was soll das gut sein?", kommen konnte,  schob ich noch schnell hinterher, dass mir das vielleicht in stressigen Alltagsituationen bei ihm helfen würde. Ja, das hörte sich für meine Mutter plausibel an. Zum Glück... den so ganz genau wusste ich selber nicht, was jetzt in dem Kursangebot auf uns zukommen würde. Ich gehöre ja immer zu den Menschen, die bei neuen Sachen sofort begeistert "hier" schreien ohne genau zu wissen, was sie erwartet. Klar das Wort "Obedience" war mir ein Begriff. Schließlich hat Gubacca das "Obi-Gen" bereits mit der Muttermilch aufgenommen. Perfekte Voraussetzungen also für eine erfolgreiche Karriere in dieser Sportart, oder? Seine Mama Otti  läuft in der obersten Klasse und Tante Aila ist Deutscher Obedience Champion (VDH). Soviel zum Thema beim Obedience muss man einen Border haben. Aber, ja nach meiner Strunzeliste muss ich auch direkt ein "ABER" einflechten...Svea, seine Züchterin ist auch eine Expertin auf dem Gebiet und bildet sowohl Hunde, wie auch Trainer in dieser Sportart aus... Es kommt auf das Gesamtteam Hund & Mensch an und daher wird es, so leid es mir auch für Gubacca' s tolle Gene tut, bei uns wohl auf dem Spaßniveau bleiben.



Aber genug gewitzelt. Warum habe ich mich für Obedience angemeldet? Die Antwort ist ganz einfach, weil ich sehr gerne bei Heidi trainiere und sie es neu anbietet. Hätte Heidi Agility, Fährtensuche oder ähnliches vorgeschlagen, wären wir wahrscheinlich auch dabei gewesen.

Obedience stammt ursprünglich aus England und gilt als die "hohe Schule" der Hunderziehung. Verschiedene Übungen werden von dem Hund hierbei schnell und präzise ausgeführt. Hierzu gehören die Grundübungen "Sitz", "Fuß" und "Platz", die jeder von euch kennt. Später kommen dann zum Beispiel auch Such- und Apportierspiele hinzu. Ein wichtiges Grundprinzip beim Obedience ist das spielerische Lernen. Es soll den Hund Spaß machen und es wird ohne Zwang gearbeitet. Trainiert werden hierbei weniger sportliche Glanzleistungen, sondern Teamgeist und das harmonische Miteinander.



Unser Schnupperkurs am Sonntag begann mit einem theoretischen Teil und Heidi gab uns einen kleinen Überblick, was uns den kommenden Wochen erwartet. Unsere Gruppe ist ein buntgemischter Haufen netter Menschen mit ganz unterschiedlichen Hunderassen, wobei wir glaube ich alle eine Sache gemeinsam hatten: null Erfahrungen und Vorkenntnisse für Obedience. Wir waren daher alle neugierig, was uns im Anschluss in der Praxis erwarten würde. Unser erstes neues Arbeitsinstrument, dass Heidi an uns verteilte, war ein Clicker. Beim Obedience wird häufig mit dem Clicker gearbeitet, weil der Hund hiermit exakter bestätigt/belohnt werden kann. Wobei es uns künftig freigestellt ist, ob wir "clickern" möchten oder ein Bestätigungswort einführen. Gubacca kennt den Clicker schon und ich habe bei ihm beides "konditioniert". Bei uns ist es das Wort "klick", dass ich alternativ verwenden kann. Ich muss aber auch zugeben, dass ich den Clicker nie konsequent genutzt habe, sondern einfach nur zwischen durch "mal" dabei hatte. Das wird sich künftig ändern!



Bei dem zweiten "Arbeitsinstrument", das Heidi uns aushändigte, musste ich schmunzeln. Ein dünnes Fädchen mit Karabinerhaken soll künfig unsere Leine ersetzen. Ob ich Zwerg-Riese damit im Griff habe... ich bin gespannt.  Den ersten "Härtetest" musste unser zartes Fädchen dann auch schnell aushalten wie man auf den unteren Foto sehen kann. Gubacca war phasenweise doch ein bisschen gestresst von den vielen fremden Eindrücken. Na und wenn Bine dann nur doof in die Weltgeschichte "glotzt", kann man auch ein bisschen in die Leine beißen, dachte er sich.


Gubacca erinnert mich oft daran, wie ich als Teenager und junge Frau war. Ich war früher auch oft unsicher, wenn ich niemanden kannte und fühlte mich in  fremden Umgebungen unwohl. Von daher konnte ich mich gut in ihn einfühlen und weiß welche Herausforderung diese Schnupperkurs für ihn war. Heute hat sich das zum Glück bei mir geändert. Ich  finde es spannend neues kennenzulernen und kann auf fremde Menschen zugehen. Ich bin sicher, Gubacca wird mit der Zeit auch noch souveräner und gelassener. Abgesehen davon hätte ich in diesem Blogbeitrag auch gar nichts anderes über Gubacca schreiben können, wie "das hat Gubacca ganz toll gemeistert". Diesen Satz hat unsere Trainerin Heidi mir nämlich mit auf den Weg gegeben. Sie kennt meinen Hang zur masslosen Übertreibung und den Hang zur "Kevin-Dramatik" glaube ich schon recht gut.

Aber weiter mit unserer Trainingsstunde: Mit dem dünnen Fädchen in der linken Hand durften wir dann die Leinenführigkeit unserer Hunde demonstrieren und schnitten dabei alle sehr gut ab. Auch bei Fuß laufen mit Sitz klappte bei allen und die erste Anspannung fiel schon mal ab.




Im Anschluss konnten wir glänzen und es zeigte sich, dass unsere Elefanten-Übung doch nicht so verkehrt war. Der nächste Gegenstand in unser "Arbeitstüte"  war eine kleine flache Scheibe. Hey, dachte ich, endlich ein Spielzeug und Gubacca kann der Scheibe hinterher flitzen. Aber nein, dass war natürlich nicht der Zweck der Scheibe, sondern die Hunde sollen bzw. sollten lernen mit beiden Vorderbeinen die Scheibe zu berühren. Wenn Gubacca eins im Schlaf kann - dann sein "touch" und von daher war es für mich nicht schwer ihn zu motivieren, diese mit der Pfote zu berühren. Unsere Hausaufgabe für die kommenden Stunde ist jetzt nur noch, dass er die Scheibe nicht nur mit der einen Pfote "toucht", sondern mit beiden darauf stehen bleibt. Schaffen wir!



Mir hat der Schnupperkurs viel Spaß gemacht und ich werde auf jeden Fall mit Gubacca weitermachen. Auch wenn ich jetzt nur einen kleinen Einblick bekommen habe, was Obedience ist, bin ich mir aber sicher, dass wird nicht nur für Gubacca eine Herausforderung werden. Schon in dieser Übungsstunde habe ich gemerkt, wie schwer es ist, selbst die ganze Zeit mit dem Kopf bei den Übungen zu sein und sich nicht ablenken zu lassen. Wie motiviere ich Gubacca noch stärker und schaffe es dabei, dass er mit Freude dabei ist? Wie lobe ich ihn, dass es auch bei ihm ankommt? Wie werden wir noch mehr eine Einheit und werde ich es schaffen präzise und schnell "links und rechts" zu unterscheiden ;-)?! Ihr merkt schon - Obedience ist viel mehr als ein reines und stupides "Sitz-Platz-Fuß" üben.


Zum Abschluss noch ein Foto (oben) zum Schmunzeln. Spieglein, spieglein an der Wand... wer spiegelt die Bine ganz elegant. Während Bine ganz angespannt die linke Ecke im Visier hat, checkt Gubacca die nächste ab. Perfekte Teamarbeit - mein Blick dabei ist herrlich und man beachte die Rutenhaltung von Zwerg-Riese.
 


Zum Schluss möchte ich mich noch ganz herzlich bei Nadine Golomb für die tollen Fotos bedanken. Ich habe mich darüber riesig gefreut. Nadine Golomb ist Tierfotografin und  hat unseren Schnupperkurs mit der Kamera begleitet. Nadine hat dabei  Momente von Gubacca und mir  mit der Kamera eingefangen, die mir so überhaupt nicht bewusst waren. Es war schön zu sehen wie oft Zwerg-Riese auf den Fotos doch immer wieder den Blickkontakt suchte und sich doch viel mehr an mir orientiert, wie ich dachte. Danke Nadine für die viele Arbeit, die du dir für uns mit den vielen tollen Bildern gemacht hast!

Mehr Fotos von Nadine könnt ihr euch auf ihrer Homepage anschauen: https://www.nadinegolomb.de/

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