783. Tag | Reisetagebuch Langholz Tag 8

Juni 30, 2019

Heute nehme ich euch bei den Fotos mit auf meine Abendrunde. Es war tagsüber so heiß, dass ich fast ausschließlich am Strand war. Detlef wollte unbedingt Motor GP und Formel 1 schauen - Glück für mich, musste ich Zwerg-Riese gegenüber kein schlechtes Gewissen haben. 



"Gubacca am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen..." gut gelaunt startete ich  heute morgen mit ihm zur Morgenrunde. Samstag war es am Strand so voll gewesen, dass ich beschloss mit ihm nach Lehmberg zu laufen und dann über die Straße wieder zurück nach Langholz. "Es geht auch mal eine trockene Runde, ohne Meer", dachte ich noch und marschierte los. Nach Lehmberg geht es über  einen ruhigen Weg zwischen Wiesen und Feldern. Eine tolle Gelegenheit den Freilauf mit Gubacca wieder mal zu üben.  Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich mich zum "Helikopter-Frauchen" entwickelt habe. Sobald Gubacca ohne Leine läuft, habe ich ihn ständig im Blick. Was macht er? Wo läuft er hin? Grundsätzlich beim Gos bestimmt auch kein Fehler, trotzdem muss ich mir immer öfters die Frage stellen:  Wer orientiert sich hier an wen? Am Strand konnte ich in den letzten Tagen öfters beobachten, dass gerade die Hunde, die nicht ständig im Fokus standen, sehr genau darauf achteten, ihre Menschen nicht zu verlieren.  Ist doch mal ein Versuch wert, dachte ich mir und marschierte einfach den Weg entlang. 

Abendrunde von Langholz zur Steiküste


Es klappte sogar sehr gut! Gubacca blieb zwar auch immer mal wieder ein Stück zurück, aber sobald ich aus seinem Blickfeld verschwand, kam er auch angeflitzt. Am Ende des Weges geht es entweder nach links zum Strand von Lehmberg oder rechts über die kaum befahrene Straße zurück nach Langholz. Gubacca sah man an, dass er viel lieber zum Strand abgebogen wäre. Ohne mich beirren zu lassen, marschierte ich weiter. Was sollte morgens um 7 Uhr auch schon passieren? Ihr ahnt sicher schon was jetzt kommt. Wenn Gubacca für sich einen Entschluss gefasst hat, dann setzt er ihn auch um, egal wie ich reagiere. Und schneller als ich schauen konnte, war Zwerg-Riese dann auch verschwunden. "Jetzt rennt er bestimmt zum Strand zurück", dachte ich noch als ich in der Ferne ein Auto die Straße entlang rasen sah. "Scheiße", war mein zweiter Gedanke, "wo ist Gubacca?!"  Zum Glück konnte ich den Fahrer schnell auf mich aufmerksam machen und er drosselte das Tempo. Und da kam Gubacca dann auch angeflitzt. Er hatte mitten auf dem Acker einen stinkigen Tümpel entdeckt und so wie er aussah ausgiebig darin gebadet. Mit einem angeleinten Gubacca ging es dann auf dem kürzesten Weg zum Ferienhaus.

Wie bekomme ich diesen stinkenden Hund nur sauber?!" Mit in das Ferienhaus wollte ich ihn so auf keinen Fall nehmen. Die einfachste Lösung - das geplante gemeinsame Schwimmen musste vorgezogen werden.  Also schnell den Bikini angezogen und ab zum Strand mit ihm.

Abendrunde von Langholz zur Steiküste


Ich hatte ja schon geschrieben, dass es in unserem "beschaulichen" Langholz am Wochenende sehr voll geworden ist. Ein Ehepaar schaffte es dann aber heute sogar "Mallorca-Feeling" bei mir aufkommen zu lassen. Am Strand gibt es einen kleinen Abschnitt, der bei allen Schwimmern sehr beliebt ist, weil es dort nicht so steinig ist. Wir hatten heute das Glück, ganz alleine dort zu sein und ich spielte mit Gubacca gemeinsam im Wasser und warf ihn seinen Wasserring. Langsam füllte sich dann auch der Strand schon wieder und ein Ehepaar kam mit ihren Jack Russel auf uns zumarschiert. "Bleiben Sie noch lange hier?", sprach die Frau mich an. "Ja, eigentlich schon", antwortete ich ihr. "Schade! Das ist aber sehr ungünstig". Ich muss gestehen, Schlagfertigkeit ist nicht gerade meine Stärke und so kam von mir auch nur ein "Warum?" Ihre Antwort machte mich dann noch sprachloser. "Weil das unsere Bucht ist, wir haben gestern extra die großen Steine rausgeholt, damit unser Hund dort ins Wasser kann!" Mein Gesicht muss herrlich gewesen sein und ich ärgere mich immer noch, dass mir selbst da noch keine passende Antwort eingefallen ist. Zumindest die Frage: "Ja, sind wir den hier auf Mallorca, wo man morgens mit dem Handtuch die Liege reserviert", hätte ich doch kontern können.




Aber auch, wenn es mir an Schlagfertigkeit fehlte - aus unseren geplanten Kurzaufenthalt wurde ein sehr langes planschen und spielen im Meer ;-). Die Reaktion der Frau darauf war herrlich zu sehen. Ihr Mann versuchte es mehrmals mit einem "jetzt lass uns doch an die nächste Bucht gehen", aber die Frau blieb hartnäckig. Dumm nur, dass sie Angst hatte, mein viel größer Hund könnte sich auf ihren Jack Russel stürzen, der ein offensichtliches Problem mit Artgenossen hatte. Das ganze löste eine wilde Debatte zwischen den Ehepaar aus und zum Schluss setzte sich doch der Mann durch und sie gingen unterhalb "ihrer" Bucht schwimmen. Ohne Worte - so etwas habe ich noch nie erlebt.



In unserem Urlaub konnte ich die Hundebesitzer bisher für mich in drei Kategorien einordnen. Zum einem gibt es hier die, die hier fest wohnen. Am Strand trifft man sie nur selten und sie halten mit ihren Hunden einen großen Abstand. Dann gibt es die "normalen" Urlauber wie wir sie sind. Man kommt schnell miteinander ins Gespräch und freut sich, wenn man auf einen Spielkameraden trifft. Trotzdem ist man bemüht mit seinen Hund nicht störend aufzufallen und hält sich an den Leinenzwang an bestimmten Strandabschnitten. Und dann kommt die dritte Kategorie: die heimlichen Besitzer von Langholz. Das sind die Urlauber, denen hier ein Ferienhaus gehört oder die einen Dauercampingplatz haben. Man kennt sich morgens um 7 Uhr am Strand und anleinen ist überflüssig. Und wenn ein Hund der "Sommerpiraten" das nicht mag - alles eine Sache der falschen Erziehung. Ja den Begriff "Sommerpiraten" gibt es tatsächlich - damit sind die Urlauber gemeint, die in den Sommermonaten die kleinen Küstenorte bevölkern. Aber zum Glück trifft man die dritte Kategorie nur ganz selten - so wie ich am Sonntag vormittag...

Abendrunde von Langholz zur Steiküste


Ich habe heute aber auch sehr nette Menschen kennengelernt. Da war zum Beispiel ein junger Mann mit seinem Hund Luiggi. Luiggi kam aus dem ausländischen Tierschutz und hatte panische Angst vor dem Wasser. Der junge Mann sah mich mit Gubacca im Meer baden und fragte mich, ob ich einen Moment noch bleiben würde. Er wollte gerne seinen Hund vom Campingplatz holen - vielleicht würde Gubacca ihn motivieren auch ins Wasser zu gehen. Leider hatte Luiggi auch vor Gubacca ein wenig Angst. Aber die Geschichte, die er mir von sich und Luiggi erzählte, berührte mich sehr. 

Dann habe ich noch Bianca nachmittags am Strand kennengelernt. Bianca lebte ihr gesamtes Leben in Lünen bis sie mit 46 Jahren beschloss mit ihren zwei Kindern an die Ostsee zu ziehen. Sie lebt jetzt sechs Jahre hier und für sie ist mit dem Umzug ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Eine tolle Geschichte, die wieder zeigt, dass man sich manchmal auch einfach Träume erfüllen muss. 

Abendrunde von Langholz zur Steiküste


Gegen Abend verabschiedeten sich dann nicht nur viele der Wochenend-Urlauber, sondern auch das warme Wetter. Es wurde schlagartig kühler und ich konnte mit Gubacca noch eine große Runde die Steilkünste entlang laufen. 


Abendrunde von Langholz zur Steiküste

Abendrunde von Langholz zur Steiküste

Abendrunde von Langholz zur Steiküste


Irgendwann habe ich mal gelesen, dass man bei einer Hypnose sich einen Ort vorstellen soll, an dem man besonders glücklich ist oder war.  Et voilà - das ist mein Lieblingsort:



Auf dieser kleinen Bank auf der Steilküste habe ich schon als Kind gesessen  und davon geträumt hier später zu leben. Ob sich dieser Lebenstraum irgendwann erfüllt? Ich hoffe es und hoffentlich auch noch gemeinsam mit Gubacca!

Abendrunde von Langholz zur Steiküste

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