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Mai 11, 2019

Der Nachmittag fing so schön an - endlich hatte es mit einem Treffen mit Regine und Amie geklappt, das Wetter blieb trocken und wir liefen unsere Lieblingsrunde um die Stever. Ganz am Ende des Stausees gibt es einen kleinen Berg, wo man herrlich sitzen und die Aussicht genießen kann. Dort machten wir es uns  gemütlich und ließen die beiden ohne Leine laufen.



Ich registrierte dann kurz, dass Gubacca stehen blieb und sich mit der Pfote über den Kopf rieb. Bevor ich jedoch nachschauen konnte, ob sich bei ihm ein Zweig im Fell verfangen hatte, tollte er schon mit Amie weiter. Kurze Zeit später bemerkte Regine jedoch, dass er am Augenlid stark blutete.  Vorsichtig tupften wir das Blut von der Stelle und  konnten dann sehen, dass er sich am unteren Rand verletzt hatte. Aber wie?!



«Ruhig bleiben, Bine», sagt ich mir «das sieht schlimmer aus wie es ist!» Meine zweite innere Stimme quitschte jedoch schon laut: «Blut, Blut..., wenn da mal nicht das Auge auch verletzt ist!» Gubacca reagierte jedoch überhaupt nicht auf die ganze Aufregung um sein Auge. Ruhig und gelassen ließ er  uns seine Wunde begutachten. Ein Blick auf die Uhr - kurz vor 16 Uhr und das am Freitag nachmittag. Ein Hoch auf die Tierärzte, die bei uns fast alle gerne ab mittags in ihr Wochenende starten. Im straffen Tempo ging es zurück zum Auto - aber vier  Kilometer läuft man nicht eben mal in 10 Minuten und in meinem Kopf ratterte es. Zu welchen Tierarzt fahre ich? Wer hat noch geöffnet? Wie komme ich bei der Mega-Baustelle auf der A52 am schnellsten dorthin? Gubacca fand die ganze Aufregung sichtlich übertrieben. Ihn störte sein blutendes Augenlid überhaupt nicht und er hätte viel lieber noch mit Amie gespielt. Auch Regine versuchte mich zu beruhigen: «Schau mal, Gubacca reibt noch nicht mal an der Stelle. Das wird nicht schlimm sein!»

Ich bin in vielen Dingen bestimmt ein taffer Mensch, der sich nicht so schnell aus der Bahn werfen lässt, aber wehe Gubacca bzw. einer meiner Hunde hat etwas. Da ist es aus mit der «ruhigen Bine» und ich war heilfroh als ich dann mit Zwerg-Riese auf der Autobahn Richtung Tierarzt war. «Am besten vorher anrufen und Bescheid sagen...», dachte ich mir und versuchte die Praxis zu erreichen. Fehlanzeige... niemand ging ans Telefon. Egal, dachte ich mir, ich versuche es trotzdem zuerst in der Tierarztpraxis in Ha***l.  Dort hieß es erst einmal geduldig warten... «Wir sind heute unterbesetzt», erklärte mir die junge Frau an der Annahme und sie wäre nur ein Praktikantin. Nein und an das Telefon würde heute niemand gehen...sie darf das nicht als Praktikantin. 10 Minuten später «durfte» ich dann mein Anliegen vorbringen. Ich erklärte der Tierarzthelferin, dass Gubacca sich am Augenlid beim Spaziergang verletzt hat und es bluten würde. Prompt marschierte sie in eines der Behandlungszimmer und ich atmete auf. «Gott sei dank», dachte ich noch «Dr. K** schaut sich sofort das Auge an und ich muss nicht lange warten». Das Wartezimmer war gut gefüllt und Gubacca hatte ich vorsorglich im Auto gelassen. Aber «Pusteblume», die Tierarzthelferin kam zurück und erklärte mir, dass ich damit doch bitte direkt zur Tierklinik fahren soll. Da war ich baff. «Ist es nicht möglich, dass Herr Dr. K** einfach einen kurzen Blick drauf wirft und mir dann sagt, ob ich zur Tierklinik damit muss?», fragte ich. «Moment, ich frage nach» und wieder verschwand sie in dem leeren Behandlungszimmer. War ich vorher nur baff, war ich bei ihrer Antwort im Anschluss sprachlos. «Kann der Doktor machen, aber dann müssen Sie warten bis sie dran sind und Sie sehen ja wie voll es ist.» In meinem Kopf ratterte es wieder. Mittlerweile war es 17.45 Uhr. Tierklinik Duisburg: Freitags um diese Uhrzeit sind die Autobahnen bei uns im Ruhrgebiet dicht.  Mit viel Glück könnte ich es schaffen gegen 19.30 Uhr dazu sein, nur ohne Bargeld behandelt heute niemand mehr deinen Hund.  Murphys Gesetz - natürlich war ich mittags mit einem fast leeren Tank losgefahren  und in meiner Geldbörse befanden sich exakt 41,30 Euro. Also müsste ich erst Umweg nach Hause zum Geld holen und Tanken machen, also noch einmal 30 Minuten, rechnete ich durch. 

Eine Sache noch eingeschoben - der Tierarzt kennt Gubacca seit seiner Welpenzeit - wir waren keine fremden Patienten. Es hätte wenige Minuten gedauert einen Blick auf das Auge zu werfen und mir zu sagen, ob ich warten soll oder zur Klinik damit muss. Die wartenden Patienten hätte dafür garantiert Verständnis gehabt. In dem Moment fühlte ich mich echt hilflos. Was mache ich jetzt um die Uhrzeit? Ich marschierte dann zum Auto und rief bei einer Tierärztin im Nachbarort an. «Ja selbstverständlich können Sie noch vorbeikommen. Nein, zur Tierklinik müssen Sie bestimmt nicht damit, kommen Sie erst einmal, wir sind bis 19 Uhr da.» Erleichtert machte ich mich wieder auf den Weg. 

Bei der anschließenden Untersuchung zeigte sich dann zum Glück, dass nur das untere Augenlid verletzt ist. Die Hornhaut wurde gründlich untersucht - alles in Ordnung. Ausschließen konnte die Tierärztin aber nicht, dass das dritte Augenlid verletzt ist, hielt es aber für eher unwahrscheinlich. Doch schon etwas beruhigter ging es mit Zwerg-Riese nach Hause. Gubacca ist ein sehr lieber Patient. Beim Tierarzt lässt er sich ruhig untersuchen und auch Zuhause war die Schutzhaube vollkommen überflüssig. Er lässt sein Auge einsalben und kontrollieren... einfach nur ein Mega-Schatz.

Gubacca' s Auge am Abend nach dem Tierarztbesuch


Heute morgen waren wir zur Nachkontrolle: Es sieht schon besser aus! Gott sei Dank - mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Geblieben ist ein sehr bitterer Nachgeschmack was die Tierarztpraxis  in H. betrifft. Ich beneide jeden der von sich sagen kann: Ich habe eine gute Tierärztin oder einen guten Tierarzt gefunden, dem ich voll vertrauen kann. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf - vielleicht finde ich ja noch den Tierarzt meines Vertrauen. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass es für Gubacca' s Auge nicht schlimmer ausgegangen ist. Was genau passiert ist, können wir uns immer noch nicht erklären. Ein Insektenbiss vielleicht?

Gubacca' s Auge heute mittag


Als kleine Aufmunterung hat Regine mir vorhin eine selbstgemachte Fotostory von Amie und Gubacca geschickt. Hat gewirkt Söti! Ich musste herzhaft lachen über die beiden! Unser Ausflug wird demnächst nachgeholt und ich freue mich auf euch!




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