511. + 512. Tag | Umbauarbeiten...

Oktober 03, 2018

So chaotisch wie es vor einer Woche bei mir im Arbeitszimmer aussah - so sieht es glaube ich momentan in Zwerg-Rieses Kopf aus. Ich habe schon überlegt über seinen Korb ein Schild anzubringen "Wegen Umbauarbeiten momentan nicht erreichbar" - sein Gehirn scheint ein Großbaustelle zu sein.



Im vorletzten Blogartikel hatte ich mir ja die Frage gestellt, pubertärer Kevin oder Versagen in der Erziehung. Keins von beiden... Zwerg-Riese kann momentan einfach nicht anders. Umweltreize mit denen er vorher locker umgegangen ist stressen ihn schneller als gewöhnlich. So war das Läuten der Kirchenglocken heute Morgen auf dem Weg zum Bäcker ein großes Problem für ihn. Überhaupt bellt er draußen viel häufiger und reagiert ängstlicher. Gestern Abend auf der Spätrunde wurde sogar der Igel als Staatsfeind Nr. 1 erklärt, den er sonst neugierig begrüßt. Auch bei Hundebegegnungen reißt ihm sehr schnell der Geduldsfaden bzw. er reagiert sehr "emotional", wenn ein Rüde ihn nur schief anschaut.

"Da musst du ihm jetzt klare Grenzen setzen" oder "der testet dich jetzt aber ganz stark aus", bekomme ich öfters zu hören. Aber ist das tatsächlich so? Sehr Häufig verbindet man mit der Pubertät nur aufmüpfiges Verhalten. Der Hund hört auf einmal nicht mehr... der Freiheitsdrang wird größer - der Hund selbstständiger... Dabei passiert in dieser Zeit viel mehr und insbesondere auch im Gehirn des Hundes. Auf der Seite von Easy Dogs habe ich hierzu einen interessanten Artikel "Adoleszenz - Der faszinierende Weg der Jugendentwicklung des Hundes" gelesen. Heike Benzing beschreibt dort nicht nur die allgemeinen Verhaltensweisen mit der jeder Junghundbesitzer*in in dieser Zeit mehr oder weniger zu kämpfen hat, sondern auch die Vorgänge im Gehirn des Hundes.

So vergrößert sich zum Beispiel in dieser Zeit der Mandelkern - das emotionale Bewertungszentrum - des Hundes im Gehirn. Der Hund reagiert daher häufiger emotionaler, ängstlicher oder auch aggressiver auf Umweltreize. Außerdem ist der Stresshormonspiegel mit am höchsten und auch die Körperoberfläche des Hundes reagiert viel sensibler - das gewohnte Geschirr wird dann zum Beispiel plötzlich zum Problem. Die Großhirnrinde baut Synapsen ab. In verschiedenen Gehirnarealen verändert sich die Empfindlichkeit und Dichte der Rezeptoren... und noch einiges mehr.

Bei so vielen Umbauarbeiten im Gehirn wird der Junghund für uns wieder schwerer einschätzbar und  auch kontrollierbar. Das begründet aber auch warum Gubacca in Stresssituationen wieder gereizter auf mich (Thema Anspringen) reagiert und die ihm eigentlich bekannten Umweltreize wie unsere Kirchturmglocken, der morgendliche Verkehrslärm auf dem Weg zum Bäcker oder auch die Dunkelheit ihn wieder ängstigen. Kein Wunder, dass bei so viel "Umbauarbeiten" Zwerg-Riese momentan ein riesiges Schlafbedürfnis hat. 



Mit diesem Wissen erklären sich für mich auch viele Verhaltensweisen von Gubacca. Er will mich nicht ärgern oder austesten, sondern es sind völlig normale Reaktionen auf die physiologischen Abläufe in seinem Gehirn. Er kann momentan einfach nicht anders und ich muss mir in dieser Zeit viel häufiger die Frage stellen: Kann er das gerade überhaupt leisten? Bei uns ist daher im Moment "Pause" angesagt. Wir machen kleinere Spaziergänge in reizarmer Umgebung, es wird viel geschmust, ein bisschen gespielt und ansonsten schläft Zwerg-Riese. Und da kommt auch eine der herausragenden Eigenschaften von Gubacca zum Zug - egal wie groß das Chaos um ihn herum ist - er kommt für sich zur Ruhe:




Ich bin sicher mit etwas "Ruhe und Gelassenheit" haben wir diese "Umbauarbeiten" bald geschafft und dann zeigt sich Gubacca' s Gehirn wieder so aufgeräumt wie mein Arbeits- und Lesezimmer jetzt ist...


Ich wünsche euch allen schönen Feiertag! Wir bekommen gleich Besuch. Lottchen ist heute bei uns ich bin sicher Zwerg-Riese und sie werden viel Spaß miteinander heute im Garten haben.

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