Rückruftraining mit Gubacca - Wie funktioniert das bei anderen?

Juli 25, 2018

Langsam schwächelt der Pubertätsalarm "Kevin" ein wenig und aus unserem "rot" wird langsam wieder ein orange. Gubacca hört auf unseren Spaziergängen wieder besser und der Freiheitsdrang ist momentan nicht mehr so groß. Wobei ich ja den starken Verdacht habe, dass das an den heißen Temperaturen der letzten beiden Tage lag. Aber ich bin sicher: Die Zeit arbeitet für uns und umso älter Gubacca wird, je besser wird auch der Rückruf klappen! Der Vorsatz "positiv Denken" ist damit fast schon mal erfolgreich umgesetzt. Trotzdem gehe ich mal lieber auf Nummer sicher und freue mich über die vielen tollen Tipps die ich in Facebook von Christine, Margot und Violetta zu dem Thema "Rückruf" bekommen habe.



Christine und ihre drei Jahre alt Hündin Alegra kennt ihr schon aus dem Rasseportrait "Einmal Serra, immer Serra?". Bei ihr läuft es ähnlich wie bei uns: mal besser mal schlechter, wobei die Tendenz eindeutig Richtung "Daumen hoch" geht. Sie hat für sich eine tolle Möglichkeit gefunden auf Spaziergängen mit dem "Zählspiel" Alegras Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wie das Spiel funktioniert erfahrt ihr in diesem Beitrag. Margot hat den sechs Jahre alten Gosrüden Balu und kennt den pubertären "Umschwung" aus eigener Erfahrung. Ihre Briards wichen ihr mit zwei Jahren nicht mehr von der Seite. Bei Balu hat das zwar etwas länger gedauert, aber mit viel Geduld und Verständnis für die Besonderheiten der Rasse, hat er sich zu einem souveränen Begleiter entwickelt. Zu Violetta gehören der vier Jahre alte Dali und die zwei Jahre alte Carmela. Violetta hat die Zeit der Pubertät bei den beiden als sehr unterschiedlich empfunden. Dali orientiert sich bei Spaziergängen an ihr, ohne dass sie ihn groß rufen muss. Der Jungspund Carmela hingegen hat da noch ein paar Flausen im Kopf wie sie uns im Beitrag berichten wird.

Im Gespräch mit Christine, Margot und Violetta: Die Sache mit dem Rückruf...

Margot: Sabine, da bist du sicher nicht alleine mit solchen Problemen in der Pubertät. Ein Gosrüde - sofern er selbstbewusst und nicht ängstlich ist, ist ja kein reiner Hüter, der ständig seine Herde umkreist. Er soll ja selbstständig arbeiten und dazu gehört auch, dass er sein Terrain auf alles, was da keucht und fleucht inspiziert, um "Gefahren" rechtzeitig zu erkennen und zu melden. Gubacca muss jetzt nur lernen, dass du für ihn schaust und entscheidest.

Balu als Jungspund (c) Margot Poljak

Zu deiner Beruhigung - mit 16 Monaten ist er mittendrin in seiner Selbstfindung. Es ist also nicht dein Fehler, dass er plötzlich seine Freiheit immer mehr nutzt, um eigene Entdeckungen und Erfahrungen zu machen. Das ist ganz normal. Ich musste auch feststellen, dass ein Gos nicht mit meinen Briards zu vergleichen war. Die wichen mit zwei Jahren nicht mehr von meiner Seite, da musste ich wirklich nicht vorausschauend aufpassen. Balu ist zwar nie wirklich ausgebüchst und zu 95% funktioniert der Rückruf mit der Pfeife auch zuverlässig, aber ich habe einen an allem interessierten Rüden. Balu fing auch mit knapp 2 Jahren an seinen Radius extrem zu vergrößern, wenn er etwas in die Nase oder ins Blickfeld bekam, was er unbedingt näher erkunden wollte. Auch die Spuren der läufigen Hündinnen wurden immer interessanter und davon haben wir ein große Anzahl. Da ist fast schon ein Dauerzustand, dass eine Hündin läufig ist. Bis dahin ließ ich ihn auch bei uns im Wald (nicht im fremden Wald) frei laufen. Manchmal sauste auch er dann plötzlich los. Ich konnte auch nie so schnell reagieren, dass er noch zu stoppen war. Zum Glück kam er immer recht schnell zurück. Ich hatte damals angefangen, die Sekunden zu zählen, denn es gab und gibt bei uns einige Hunde, die oft stundenlang alleine in den Isarauen unterwegs waren. Das wollte ich auf keinen Fall provozieren. Zum Glück konnte ich auch ausschließen, dass er Rehe jagt, nachdem uns im Winter einige direkt am Stadtrand vor die Nase liefen. 

Meine Konsequenz war damals, eine Flexileine mit gelbem Band und gutes Geschirr zu kaufen. Schleppleine finde ich persönlich unhandlich und in unwegsamem Gelände verheddert sich der Hund schnell. Das gelbe Band an der "Flexi" war, damit jeder sieht, der Hund ist angeleint. Als ganz wichtig empfinde ich es an der Leine immer mit dem Hund kommunizieren und ihn nicht einfach sein Ding machen lassen. Sobald etwas in Sicht kam, ob Mensch, Pferd, Radler, Auto usw. musste sich Balu mir zuwenden, herkommen und absitzen. Hat das schnell geklappt, gab's das Belohnungswort und am Anfang immer eine Belohnung. Heute setzt er sich bei entgegenkommenden Menschen oder Radlern meistens automatisch an den rechten Rand des Weges und wartet. Die Kommandos rechts, links, stop, platz, steh, sitz, hier und auch kleine Übungen wie dreh, retour, turn, Männchen, hopp, durch und so weiter wurden an der Leine immer als Spaß und kleine Übungen gemacht. Auch bei Fuß gehen oder hinter mir gehen zum Beispiel konnte ich an der Leine wunderbar mit ihm üben. Für Balu macht es keinen Unterschied, ob er an der Leine ist oder frei. Er liebt es, wenn wir immer wieder so kleine Sequenzen einbauen, auf angezeigte Baumstümpfe springen oder auch Suchspiele mit Leckereien.

Balu als Jungspund (c) Margot Poljak
Da wir ja auch direkt ab Haustür nur Stadt, Wald oder die unübersichtlichen, wildreichen Isarauen haben, habe ich mit Balu noch folgendes gemacht. Wir haben aus dem VPG-Sport das Kommando "Revier" übernommen und ich schicke ihn gezielt um bestimmte Bäume, Hecken oder andere herausragende Dinge in der Natur. Am Anfang kannst du das im Garten üben oder auf freien Flächen, wo einzelne Bäume stehen. Wenn das Kommando sitzt und das dauert schon einige Zeit -  kannst du Gubacca auch etwas weiter entfernte Bäume anzeigen. Balu macht das unheimlich Spaß, da er aufpassen muss, was ich ihm anzeige und er schnell sein muss beim Ausführen und Zurückkommen, damit es seine Belohnung gibt. Nach sechs bis sieben Mal ist er ganz schön ausgepowert. Bei Balu hat das den Effekt, dass er zwar immer noch ab und zu von selber los sprintet, wenn er etwas interessantes ins Visier bekommt, aber er kommt immer wieder schnell in einem großen Kreis zu mir zurück, setzt sich hin und grinst mich an "Hab' ich das nicht toll gemacht?". Dadurch kann ich natürlich auch relaxter sein und fang nicht sofort an zu rufen, wenn er sich mal ins Unterholz verabschiedet. 

Grundsätzlich ist Balu aber in der Stadt und in fremden Wäldern an der Leine, da er Katzen nicht mehr so toll findet. Bei manchen reagiert er impulsiv und rennt hinterher, wenn sie weglaufen. Außerdem mag ich im Wald nicht ständig auf ihn aufpassen, da ich weiß, dass er nicht immer auf dem Weg bleibt. Bei freiem Feld und Wiesen darf er dann rennen, meistens ist das inzwischen eh nur die erste halbe Stunde, dann bleibt er bei mir auf dem Weg. Durch die ganzen Spielchen und Übungen an der Leine hat sich Balu von alleine angewöhnt, zum Ableinen abzusitzen und abzuwarten, was von mir kommt. Er macht lieber etwas mit mir zusammen, da er sich gerne besondere Leckereien verdient. Der Rückruf mit der Pfeife ist bei uns auch das wichtigste Mittel, da ich nicht pfeifen kann und das Signal für den Hund immer gleich ist, egal wie der eigene Gemütszustand momentan ist. Also Kopf hoch - diese Phase werdet ihr auch meistern und nur Übung macht den Meister.

Sali: Danke Margot, für deine vielen Tipps und Anregungen. Deinen ersten Absatz fand ich sehr wichtig: Man muss sich viel öfters vor Augen halten, für was diese Rasse gezüchtet wird. Es sind keine Begleithunde, sondern Hüte- und Herdenschutzhunde. Mit Flexilaune laufe ich fast nur noch. Auch wenn sie mittlerweile bei vielen verpönt ist und auch als "no-go" in der Hundeerziehung gilt: Mir hat sie schon sehr viel geholfen. Alleine schon unsere Spaziergänge stressfreier zu gestalten. Die Idee mit dem Baum umkreisen finde ich klasse und ich werde es mit Gubacca anfangen langsam aufzubauen. Ich denke Zwerg-Riese ist allgemein im Umbruch und man muss jetzt auch schauen, dass er auch geistig wieder mehr gefordert wird.

Margot: Du musst einfach raus finden, was euch beiden gemeinsam Spaß macht und ihn jetzt nicht zu viel herumstreunen lassen. Für mich war die Flexi auch immer ein no-go. Aber bei Balu musste sie auch zum Einsatz kommen, da mir der Freilauf an vielen Plätzen zu unsicher erschien. Wie ich schon geschrieben hatte: Balu ist sehr Selbstbewusst und besitzt eine unbändige Neugier, alles auszukundschaften und hatte dabei einen großen Radius im Freilauf. Meine normale Leine (selbst mit 2-3 m) ist einfach umständlich zu händeln und ich nehme sie nur in der Stadt mit breitem Halsband. Ich habe die Flexi "GiantL" mit Band und 8 m, das erfordert zwar auch etwas Voraussicht, aber Balu läuft damit super und unbeschwert. Zudem gebe ich ihm daran auch Kommandos und lasse ihn nicht ziehen. Das klappt damit im Wald wirklich super.

Violetta: Ich habe ja zwei Hunde und kann euch sagen, dass es bei beiden unterschiedlich ist/war. Meiner Meinung nach ist das wie bei Kindern. Man weiß, es kommt die Zeit der Trotzphase, die Zeit der Pubertät. und so weiter. Aber bei jeden ist sie unterschiedlich. Die zeitliche Spanne kann man nur ungefähr sagen und auch die Stärke. Da spielen doch auch die Rahmenbedingungen und die Erziehung eine große Rolle. Bei Dali, der jetzt 4 Jahre ist, ist es kein Problem mehr. Er läuft frei und wenn ich nicht mehr zu sehen und zu hören bin (ich rufe ihn nämlich nicht mehr) ist er sehr schnell wieder bei mir. Deshalb hält er sich nur noch in dem Abstand auf, wo er mich noch sehen kann. Das war aber auch einmal anders. Ich habe erst mit ihm in der Unterordnung gearbeitet. Erst, als er da sicher war, habe ich angefangen, für kürzere Strecken, die Leine wegzulassen. Das ist ein Lernprozess, den man ständig üben muss. Bei Carmela, 2 Jahre, die noch sehr neugierig ist und auch ständig meint, es müsse alles nach ihr gehen, bin ich auch am ständigen Arbeiten. Sie ist in der Unterordnung auch noch nicht ganz stabil. Sie wird nur losgelassen, wenn alles übersichtlich ist und nur für eine bestimmte Zeit. Wenn ich sie rufe, und sie kommt nicht, muss sie sofort an die Leine. So lernt sie, Frauchen ruft, ich komme, ein Leckerli und ich darf ohne Leine weiter. Sie müssen lernen, dass es sich richtig lohnt, wenn man das macht, was gefordert wird. Ich habe wie gesagt mit ganz kurzen Abständen angefangen und im laufe der Zeit die Strecken ohne Leine vergrößert.

Dali & Carmela (c) Violetta

Margot: Das hab‘ ich ähnlich gemacht, bei jedem Spaziergang Strecken mit und ohne Leine. Ich finde es auch sehr wichtig und hilfreich, gutes Verhalten, das der Hund von sich aus zeigt, zu belohnen. Der Hund lernt schnell, welches Verhalten ihm Vorteile bringt. Nicht nur eingefordertes gutes Verhalten belohnen, oft reicht dafür ja ein Blickkontakt und verbale Bestätigung. Balu sucht oft den Blickkontakt und wartet in der Regel an jeder Weggabelung und fragt nach der Richtung, in die es weitergehen soll. Das ist aber alles ein Lernprozess, der bei jedem unterschiedlich lange dauert.

Violetta: Richtig Margot, aber es ist ein langer Weg mit ganz kleinen Schritten und ab und zu wieder ein Rückschritt. Ich finde es aber gut, wenn man sich die Erfahrung von Anderen holen kann und sieht, dass man nicht nur der Einzige ist, der das Probleme hat. Das alleine tut oft schon gut..

Margot: Ich glaube, man hat halt auch inzwischen sehr hohe Anforderungen an die Hunde. Sie dürfen oft nicht mehr ihre Instinkte ausleben. Ich bin da viel großzügiger als zum Beispiel mein Mann. Balu hört trotzdem viel besser auf mich, denn ich bin für ihn klar einschätzbar, habe klare Regeln, die immer gelten und ich mache natürlich auch mehr mit ihm. Wir lieben doch unsere Schlitzohren auch deshalb, weil sie so viel einfallsreicher und begeisterungsfähiger sind als viele andere Rassen, deshalb natürlich auch anspruchsvoller in der Erziehung.

Sali: Violetta, du schreibst, dass du mit Dali erst an der Unterordnung gearbeitet hast, bevor er kleine Stücke ohne Leine laufen durfte. Was verstehst du unter Unterordnung? Ich weiß, dass es ein gängiger Begriff ist, aber ich denke jeder versteht darunter vielleicht etwas anderes. 

Violetta: Du hast völlig recht, das dieses Wort Unterordnung in aller Munde ist, aber jeder wahrscheinlich eine andere Vorstellung davon hat. Ich gehe also nur von mir und meiner Meinung aus. Bevor die meisten Hunde im Hundesport Prüfungen laufen oder an Meisterschaften teilnehmen brauchen sie eine Begleithundeprüfung. Bei dieser Prüfung ist ein großer Teil Unterordnung. Wenn die Hunde diesen Teil nicht bestehen, können sie diese Prüfung nicht machen. Sie müssen im Gehorsam sein. Aber nicht wie beim Militär. Sie werden bei einem guten Hundeführer lernen, dass die Erwartungen, die ich von ihnen verlange, für sie lohnenswert sind. Ich lerne ihnen aufmerksam zu sein...Blickkontakt...nur wenn ein Hund zu mir aufmerksam ist, kann ich mit ihm kommunizieren. ich lerne ihnen, mir zu vertrauen...bei meiner Seite zu sein...Sitz, Platz, Bleib, sind auch eine Art von Unterordnung. Der Hund lernt, mich als Oberhaupt anzuerkennen und zu respektieren. Das muss ich mir auch erarbeiten. In der Natur haben sie auch einen Rudelführer, der für sie sorgt, Gefahren abwendet und da ordnen sie sich auch unter. Und diesen Instinkt kann ich für mich nutzen, indem ich ganz klare Regeln setze und konsequent durchziehe. 

 
Dali & Carmela (c) Violetta Neuthor


Es ist schwer für mich, das zu erklären, deshalb ein ganz einfaches Beispiel. Meine Hunde bekommen gemeinsam, nebeneinander ihre Mahlzeit. Wenn sie sich nicht vor ihren Napf setzen und warten bis ich das Kommando ...ok...gebe, gibt es nichts. Wenn sie im Garten ohne Grund bellen, muss derjenige, der bellt nach drinnen gehen und wird somit kurz ausgeschlossen. Das finden sie nicht bgut, deshalb werden sie sehr schnell, ohne Stress lernen, es lohnt sich, die Regeln zu beachten...Das ist Unterordnung. Natürlich trainiert man bei der BH Ausbildung unter Anleitung die Unterordnung und weiß mit der Zeit, wie man was und wann macht. Wenn ich gerade aus laufe, mache eine Bogen nach links, mein Hund ist nicht aufmerksam, kann es sein, dass ich ihn mit meinen Schritt in die Quere komme. Jetzt merkt er, er muss aufmerksam sein, er muss Blickkontakt haben und er muss reagieren... 

Sali: Ja, jetzt kann ich mir sehr gut vorstellen was du meinst! Die Unterordnung ist für dich nicht stures Platz, Sitz üben, sondern der schrittweise Aufbau, dass dich deine Hunde in deiner "Führungsrolle" akzeptieren und dir vertrauen. Ich hatte ja lange Zeit das Problem, dass Gubacca an der Leine herum flippte. Ich wollte immer nur DAS eine Problem lösen und seine Züchterin Svea sagte mir immer: du musst das Gesamtpaket ändern und dann lässt auch das nach. Und recht hatte sie. Im Grunde muss man sich die Führung ja in kleinen Schritten erarbeiten und kann nicht erwarten, dass mein Hund sich sofort 100 % auf mich verlässt. Anders herum aber genauso.

Violetta: Ich vergleiche die ganze Sache auch gerne mit der Erziehung bei Kindern. Wie habe ich meine Kinder groß bekommen? Ich wollte, dass sie mir folgen. Als Babys verstehen sie mich ja auch noch nicht. Also muss ich ihnen ja das so mitteilen, dass sie das verstehen. Ein klares ..nein... am Anfang usw. Blicke, Bewegungen, Gesten...und das stabilisiert sich dann und wird selbstverständlich. Genau so wie Du das schreibst. Das Gesamtpaket. Und wenn gar nichts mehr geht, einfach wieder von vorne und klein anfangen.  

Dali & Carmela (c) Violetta Neuthor
 

Christine: Alegra ist nun drei Jahre und bei uns ist es ähnlich. Es gibt Tage da klappt es super ohne Leine und an manchen Tagen klappt es gar nicht. Auf freien Flächen wird alles abgescannt und wenn selbst nur ein Grasbüschel etwas höher gewachsen ist, wird hin gesprintet. Ich pfeife zwar, aber es muss dann von Alegra erst überprüft werden was das ist. Dann kommt sie aber auch gleich wieder zurück. Außer wenn eine Katze zum Verjagen da ist. Dann läuft sie solange hinter her, bis diese außer Sichtweite ist. Wenn wir im Wald unterwegs sind und ich merke, dass die Nase und der Blick mehr im Wald als bei mir ist, wird sie angeleint und wir machen unser Zählspiel. Das macht ihr Spaß und sie wird wieder entspannter. Hin und wieder kann ich sie dann wieder von der Leine lassen. Bisher hat sie noch kein Reh gejagt. Uns sind schon ein paarmal Rehe über den Weg gelaufen, aber sie rennt dann nur ganz kurz hinterher, um dann in die Richtung umzudrehen, von der sie gekommen sind. Ob sie meint, dass da noch mehr dazu gehören? Mit Fußgängern und Radlern im Wald haben wir auch das Absitzen, geübt beziehungsweise Alegra kommt an meine Seite. Das funktioniert inzwischen sehr gut. Ich werde auch weiter am Ball bleiben und mit ihr weiter lernen.

Alegra (c) Christine Schuster

Sali: Ich denke ich werde Gubacca viel mehr an- und ableinen müssen. Ihn immer wieder kleine Strecken ohne Leine laufen lassen und die Länge immer ein bisschen steigern. Alegras Grasbüschel-Kontrolle erinnert mich sehr an Gubacca. Wobei es bei ihm momentan echt "selbst belohnendes Verhalten" ist. Er wird abgeleint und scannt sofort wo kann ich hin rennen und schwups gibt er Gas.. Was ist das - das Zählspiel Christine?

Christine: Das Zählspiel, ich bezeichne es so für mich, geht so: Ich zähle laut von 1-10 und nehme für jede Zahl ein Leckerli aus meiner Bauchtasche und lege dies in meine andere Hand. Inzwischen kommt Alegra schon nach der Zahl 2 oder 3 zu mir gerannt, setzt sich vor mich hin und schaut zu, wie ich bis 10 zähle. Dann werfe ich die einzelnen Leckerlis in dem ich wieder die Zahlen dabei wiederhole. Also ich sage 1, nehme ein Leckerli und werfe dies, damit sie es suchen kann, dann 2 usw. Dies ist zur Zeit unser bestes Spiel, da sie sich damit auch vom Bellen am Zaun wegrufen lässt. Am Anfang habe ich es ohne Ablenkung mit ihr trainiert. Dann auf unseren Gassirunden, wenn keine Ablenkung war und dann langsam immer mehr Ablenkungen eingebaut. Ich hoffe ich konnte es verständlich erklären.

Alegra (c) Christine Schuster

Margot: Ich mache das ähnlich, aber ohne zu zählen. Balu wartet schon darauf, wenn ich ihn ableine,
ob wir ein Spiel oder ein paar kleine Übungen machen, damit er sich etwas verdienen kann. Es geht bei ihm allerdings nur mit besonderen Leckereien, die er sonst nicht bekommt, da er nicht besonders auf Futter anspringt.

Sali: Jetzt weiß ich was damit gemeint ist Christine! Toll erklärt! Eine Freundin hatte mir das vor ein paar Wochen auch mal gezeigt. Ihre Hundetrainerin arbeitet so und Amie lässt sich toll damit umlenken.

Margot: Wenn Gubbacca das Ableinen als Signal für das  Losrennen interpretiert, musst du das langsam umlenken. Das geht vielleicht am Anfang mit einer zweiten Leine ganz gut. Zu der normalen Leine eine dünne leichte etwas längere Leine benutzen. Ihn absitzen lassen, ableinen und dann bevor er losstürmt mit ihm ein paar Spaßübungen, Spiel oder Suchspiele anfangen. Auf jeden Fall soll er etwas mit dir machen. Als Sicherheit hast Du die zweite Leine. Im Wechsel immer wieder mit der normalen Leine anleinen und ableinen. Freilauf nur, wenn er schon etwas runtergekommen und müde ist und dann mit einem Signalwort. Wenn Du keine Lust hast, mit ihm etwas zu machen oder auf ihn zu schauen, dann vorübergehend in dieser Phase an einer längeren oder Flexileine lassen. Sonst prägt sich das "Leine los = abdüsen" und "ich mal mal mein Ding" zu sehr ein. Ich habe allerdings in dieser Phase Balu in bestimmten Gegenden, wo keine Straße in unmittelbarer Nähe ist und er sich auskennt, immer laufen und sausen lassen. Am besten ist das natürlich, wenn ein anderer Hund dabei ist, der nicht zu weit weg läuft. Denn gerade in diesem Alter müssen sie sich ja noch richtig austoben können. Irgendwann ist diese Phase vorbei, wenn er das richtig verknüpft hat. Auch heute noch freut sich Balu, wenn er abgeleint wird und saust oft erst einmal zwei drei Runden, bevor er einigermaßen normal mit mir geht, aber er hat gelernt, dass er nach dem Ableinen erst auf mein Signal warten muss, bevor er losrennt. Genauso ist das ja mit dem aus dem Auto aussteigen - er muss immer warten bis er angeleint wird und das Zeichen zum Aussteigen kommt, egal wie aufgeregt er ist. Viel Spaß und Geduld beim Üben.

Sali: Mit der zweiten Leine ist eine tolle Idee! Gubacca weiß eigentlich, dass er erst "Sitz" macht, dann löse ich die Leine und nach meinem "ok" darf er laufen... So wie heute morgen. Erst gespielt und getobt auf dem abgemähten Feld... alles toll. Angeleint weiter - todesmutig abgeleint und erst ging es auch noch gut. Bis ich den "Fehler" machte ihn zu rufen... Aus "Gubacca hier" wurde dann (mal wieder) sein "ich laufe mal in den verboten Mais..." und er kam erst wieder als uns ein Hund entgegenkam den er spannend fand.

Margot: Das wird dir noch öfters passieren. Nicht aufgeben, sondern Gubacca auch mal überraschen. Nach dem Ableinen ohne Vorwarnung einfach mal in die andere Richtung losrennen, dann stehen bleiben und interessiert eine bestimmte Stelle inspizieren. Nur wenn dir Gubacca schnell und ohne Umwege folgt, dann kannst du ihn belohnen. Dann einfach wieder anleinen und nochmals an der Leine so ein Spielchen mit gemeinsamen Rennen und suchen machen. Zu deinem Trost, Maisfelder oder Weizenfelder sind auch heute noch für Balu anziehend. Wochenlang geht er vorbei und dann saust er doch mal wieder hinein. Ich warte dann immer kurz ab und nehm' dann die Pfeife. Das funktioniert in der Regel fast immer. Wenn Gubacca beim ersten Ableinen mit dir spielt und beim 2ten Ableinen abdüst, dann gehe einen Schritt zurück und lass' das 2te Ableinen ein paar Tage weg. Die Gos lernen schnell wiederkehrende Rituale und lieben diese auch. Wenn für ihn das Abdüsen beim 2ten Ableinen dazugehört, dann musst du das erst mal weglassen. Man muss kreativ sein beim Spiel und Gassigang und immer mal was Neues einbauen, aber gewisse Rituale, die der Sicherheit dienen, konsequent einhalten.

Balu (c) Margot Poljak

Auf jeden Fall nicht zu viel rum probieren, sondern dem Weg, der meistens funktioniert treu bleiben und einer Linie folgen. Der Hund soll lernen und nicht verwirrt werden. Wenn er von sich aus was Richtiges anbietet, dieses sofort belohnen. Negatives wenn möglich schnell unterbinden ohne viel Emotion. Ihr schafft das schon!

Sali: Da bin ich sicher Margot - bisher hatte es ja auch schon sehr gut geklappt und jetzt heißt es einfach wieder ein bisschen gegensteuern. Mit deinen tollen Tipps hast du mir schon mal viele Anregungen gegeben, wie ich mit Gubacca üben kann.

Vielen Dank auch an euch beide, Christine und Violetta! Das "Zählspiel" werde ich mit Gubacca langsam aufbauen und ich denke auch es ist eine tolle Möglichkeit Zwerg-Rieses Aufmerksamkeit zu steigern. Violetta dein Hinweis mit den "Basics" fand ich sehr wichtig. Oft sieht man nur ein Verhalten, dass man als Problem empfindet und dabei fehlt es oft auch an den Rahmenbedingungen. Ich werde auf jeden Fall auch noch mal die Basics mit Zwerg-Riese wieder verstärkt üben.

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