Nachgefragt: Einmal Gos - immer Gos?!

Juni 25, 2018



Ute und ihre Jule habe ich im letzten Jahr kennengelernt, als Gubacca gerade anfing so richtig in die Pubertät zu kommen und wir in Greetsiel Urlaub machten. Bentjesgos Edwina Jule  ist die Tochter von Zwerg-Riese´ s Oma Benni und sozusagen seine Tante. Auf die Frage "Einmal Gos - immer Gos" hätte ich zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich noch geantwortet "Naja... schauen wir mal!" Umso faszinierter war ich daher von dem tollen Mensch-Hund-Team Ute und Jule. "Ein Hund muss für mich  einen selbständigen Charakter haben", sagte Ute bei dem Treffen zu mir und erzählte mir von Jules Vorgängern Caruso und Ole. Bei Ute merkt man sofort, dass sie jeden Hund so nimmt wie er  vom Charakter ist und ihm sehr viel Liebe und Verständnis entgegenbringt. Die besten Voraussetzungen um einen Gos d´ Atura Català liebevoll und konsequent anzuleiten und ihn zu dem zu machen was er ist - ein toller Hund, eine Rasse, die man einfach nur lieben kann. Mittlerweile verstehe ich die vielen Menschen, die für sich sagen: Einmal Gos - immer Gos! Wie zum Beispiel auch Ute...

Ute & Jule

"Ein Catalane, genau die Rasse die zu mir passt!"




Angefangen hat meine Liebe zu den Hütehunden mit meinem Rüden Caruso, einem bildschönen Briard. Caruso war einfach ein "Herz mit Fell", anders kann ich ihn nicht beschreiben. Leider  mussten wir ihn viel zu früh mit 10 Jahren gehen lassen und es war ganz furchtbar für uns. Er war eine so starke und große Persönlichkeit, schenkte uns so viel Liebe und war ein so wichtiger Bestandteil in unserer Familie. Er hat eine so schmerzliche Lücke hinterlassen, die auch heute immer noch spürbar ist, wenn man an ihn erinnert wird. Während seiner Krankheit schmerzte es uns sehr, seiner Größe  nicht gewachsen zu sein, wenn er körperliche Unterstützung brauchte. Nach seinem Tod kam bei uns daher der Wunsch nach einem Hund auf, der ihm vom Aussehen und seinen Eigenschaften sehr ähnelt, aber doch auch ein Stück kleiner ist. 

Unser Briardrüde Caruso - Ein Herz mit Fell

Bevor wir dann überhaupt dazu kamen, uns auf einer Hundeausstellung zu informieren, hatten unsere Kinder natürlich schon im Internet recherchiert und  kamen mit der Abbildung eines Gos d‘Aturas zu uns. Super! Außerdem wurde dort noch der Pyrenäische Hütehund vorgestellt, der uns auch gefallen hat. Ich setzte mich darauf hin mit mehreren Züchtern in Verbindung und um es kurz zu machen: Die Entscheidung fiel auf den Catalanen. Die Ungeduld wuchs bei uns, denn ich hatte nur Kontakt zu einer Dame, die mich an spanische Züchter weiter vermittelte. Damals gab es nur sehr wenige Gos-Züchter in Deutschland. So kam dann der kleine Ole zu uns. Zu dem Zeitpunkt war er bereits fünf  Monate alt. Völlig untypisch für mein Hundeverständnis, habe ich der Sehnsucht nach einem Hund nachgegeben und Ole zu uns genommen, ohne die Züchterin und das Muttertier zu kennen. Ole war sein ganzes bisheriges Leben  auf dem Hof der Züchterin gewesen und sehr unerfahren mit jeglichen Umwelteinflüssen. Er war ein kleiner sehr unentwickelter Hund, hatte aber  wunderbare Anlagen. 

Gemeinsam mit Ole haben wir das nähre Umfeld  erobert und die Kreise der fremden Einflusses konnten immer mehr erweitert werden. Er vertraute uns voll und ganz, wenn wir ihn an etwas herangeführt hatten, was ihm "spanisch" vorkam. Schließlich hatte er unsere Welt für sich erobert und wurde immer selbstsicherer. Lediglich  Kindergeschrei, Staubsauger und Feuerwerk blieben ihm immer etwas unheimlich. Er wurde ein würdiger Nachfolger von unserem Caruso: eine liebevolle Hundeseele,  immer fröhlich und er hat alles mitgemacht, was wir mit ihm unternommen haben. Er war sehr verträglich mit anderen Hunden und Katzen, passte jedoch auf, dass in seinem Hoheitsbereich keine großen Vögel kamen. Möwen und Tauben wurden dort nicht geduldet, nachdem er einmal beobachtet hatte, dass Herrchen eine Taube von der frischen Rasensaat verjagte.



Leider wurde er vom Nachbarsrüden, einem Münsterländer, ohne Vorwarnung angefallen. Das lässt sich auch ein Catalane nicht gefallen und ab diesen Zeitpunkt war das sein ausgemachter Feind. Zum Glück hatte er das nicht auf alle Rüden übertragen und es blieb in der Regel bei Machogepose.

13 Jahre hatten wir unseren heiss geliebten Ole, der unser ständiger Begleiter war. Er war eigentlich sehr gehorsam bis auf kleine Macken, die ihm auch bei allen Versuchen nicht abzugewöhnen waren. So musste er zum Beispiel unbedingt mein Auto verteidigen, wenn ich das Fenster öffnete, um zum Beispiel nach den Weg zu fragen.  Stieg ich dann aus, konnte ich mich in Ruhe mit den Leuten unterhalten. Bei der Erziehung war er  kaum mit Leckerchen zu bestechen, das macht es schon etwas komplizierter.

Im Vergleich zu unserem Julchen, die uns nun seit zwei Jahren begleitet, war er einfach etwas weniger mutig. Angeborenes oder früh erlerntes Verhalten  kann man wohl nur schwer herausbekommen. Als wir ihn gehen lassen mussten, waren wir dankbar für wunderschöne 13 Jahre mit diesem von uns allen so geliebten Hund. Ein Trost, den man sich mühsam aufbaut, denn die Traurigkeit über seinen Verlust überkommt einen immer wieder, auch heute noch. Jeder Hund nimmt seinen festen Platz in unseren Herzen ein, das bleibt auch so.


"Für uns war nach Oles Tod ganz klar und wurde auch nie in Frage gestellt,
dass wir wieder ein Gos d´Atura Català haben wollten."

Die Verbundenheit zu seiner Familie, die Liebe die diese Rasse gleichmäßig auf alle Familienmitglieder verteilt, die Fröhlichkeit und Offentheit, die Energie... alle diese Eigenschaften passen einfach zu unserer Vorstellung von einem Hund und Familienmitglied.

Also ging die Suche nach einer Zucht los, wie wir sie uns vorstellten: Eine kleine private Zucht sollte es sein,  in der die Welpen liebevoll in der Familie und im Haus großgezogen werden. Wir suchten jemanden, der mit Herz und Verstand seine Hunde hält. Die Elterntiere sollten kerngesund und charakterlich souverän und entspannt  sein. Und diesmal wollte ich auf jeden Fall die Welpen und die Zucht vorab persönlich kennenlernen. Über eine Empfehlung kam ich zu Svea und es folgte ein ausführlicher Schriftwechsel, in dem ich mich und meine Familie vorstellte. Svea wollte vorab wissen, ob wir ähnliche Vorstellungen für das Zusammenleben mit einem Hund haben, wie ich mich im Verhältnis zum Hund sehe, welche Lebensbedingungen der Hund bei uns haben wird, um dann vielleicht am Ende uns auch den richtigen Welpen anvertrauen zu können. Dieses Mal sollte es eine Hündin sein, wie ich es aus dem Elternhaus eigentlich nur kannte. Zwei Hündinnen standen in diesem Wurf zur Auswahl und wir machten uns auf den Weg nach Sachsen. 

Jule (2. von links) mit ihren Geschwistern

Der Besuch beim Bentjesgosrudel war eine reine Freude. Alle Hunde waren gelassen, vertrauensvoll und souverän. Schnell hatte man einen der Hunde mit auf dem Gartenstuhl sitzen. Ja, und die vier kräftigen Welpen hätte man am liebsten alle sofort in die Tasche gepackt und mitgenommen. Es war einfach eine pure Bestätigung, dass der Gos d´ Atura Català  für mich die einzig richtige Rasse ist. Nach unserem Besuch bei Svea mussten wir noch fast fünf Wochen warten, bis die Kleine endlich bei uns in ihrem neuen Zuhause einziehen durfte. Jeder, der auf seinen neuen Hund wartet, weiß wie sehr man diesem Tag entgegenfiebert. Wobei ich mir auch Gedanken darüber machte, ob der Abschied nicht auch großes Leid für die Mutterhündin bedeutet.  Man möchte keinem weh tun. Weder der Hundemutter,  noch der Züchterin, die sichtbar mit Liebe, persönlicher Zuwendung und Verantwortung die Welpen großgezogen hat und in ein hoffentlich gutes Zuhause übergeben wird. 

Ein Catalane muss verstanden werden. Es sind Hunde mit viel Energie, eigenständigen Ideen und Intelligenz. Mit  viel positiver Motivation und liebevoller  Konsequenz kann man das jedoch gut  in Bahnen lenken,  die ein Zusammenleben dann sehr bereichern. Ein wenig Humor gehört in jedem Fall dazu, denn wer ist schon perfekt von Anfang an und auch ganz persönliche Eigenschaften wird man an jedem Hund tolerieren müssen. In jedem Fall aber möchte dieser kleine Hütehund es einem recht machen! Man wird seine „ Sprache“ genauso verstehen lernen müssen, wie umgekehrt. Ihre Intelligenz ist so hoch, dass man sich wirklich  sehr gut informieren muss, um selbst möglichst Fehler bei der Erziehung zu vermeiden. Sie achten so sehr auf uns, dass man jeden kleinen Fehler,  zum Beispiel bei der  Konsequenz, sofort zu spüren bekommt. Mit ihnen zu  "arbeiten"  macht einfach Freude, wobei man auch sicher darauf achten muss, dass man diese Rasse mit Abwechslung nicht überfordert. Diese lebhaften Hunde brauchen keine großen Anregungen, sie müssen eher mal etwas ruhiger gehalten werden, damit die Reize nicht zu groß werden .




Mittlerweile mache ich mit Jule Rallye Obedience, was sie sehr liebt. Ein wenig Kopfarbeit muss jeden Tag sein und ich nutze gerne  die Gelegenheit, es auch unter Ablenkung durch andere Hunde, konzentriert durchzuziehen. Jeder Spielplatz ist früh morgens nach dem Spaziergang noch kurz "unserer". Auf Bänken balancieren, durch Reifen springen, auf der Schaukel mit den Vorderpfoten die Balance zu halten, auf dem Wackelbrett mit mir zu stehen, die Schräge zum Kletterturm hinauf - und hinunter zu laufen - schnell begriffen, was von ihr verlangt wird, liebt sie diese Minuten. Aber auch jeder Spaziergang kann ein Übungsplatz sein: auf umgefallenen Bäumen balancieren, auf Kommando drüber springen oder nur mit den Vorderpfoten sich daraufstellen. Stöckchen verstecken  oder wegwerfen und wiederbringen ...es gibt so viel, was einen Spaziergang interessant werden lassen kann, für beide, Hund und Mensch.



Jule habe ich extrem gut sozialisiert übernommen, was für ein Geschenk! Sie verträgt sich mit allen Hunden und geht brummeligen Gefährten aus dem Weg. Mit ihr durch die Stadt zu gehen ist ein echtes Erlebnis. Jede Aufmerksamkeit die Jule geschenkt wird,  kommt ihrem Wesen sehr entgegen: Sie möchte am liebsten alle begrüßen. Das kann schon mal anstrengend sein, aber wir üben es halt von Zeit zu Zeit immer wieder. Die Menschen sind meist entzückt vom Aussehen unserer Catalanin. Sogar Autofahrer haben schon angehalten, um nach der Rasse zu fragen. Viele möchten Jule streicheln und mancher hat ein Leckerchen bereit, um es ihr zu geben. Da fängt die Erziehung an kompliziert zu werden! Ein Mal erlaubt und Jule riecht garantiert, was die Leute in der Tasche haben. Will man das? Lässt sich das wirklich konsequent vermeiden? Genauso zu Hause: Darf sie auf das Sofa, ins Bett, darf sie Anspringen, wenn Besuch kommt? Die Antwort scheint klar! 

Zumindest mit Sofa und Bett habe ich mit allen unserer Hunden  die Erfahrung gemacht, dass sie sehr schnell lernen, welches Sofa eventuell von ihnen mitbenutzt werden darf und welches auf keinen Fall. Und das auch, wenn wir nicht im Raum sind. Unsere Hunde hatten aber nie ein  alleiniges Anrecht darauf, sondern  mussten auch mal zur Seite rutschen oder ganz Platz machen. Mit dem Bett regeln wir es ähnlich. Die Begrüssungszeremonie ist immer noch nicht verlässlich. Bei unseren Familienmitgliedern klappt es gut.  Die Enkelkinder hat Jule  nie angesprungen. Ansonsten hängt es oft auch von unseren Besuchern ab, ob sie unserer Bitte, ein Anspringen nicht zu akzeptieren, folgen. Jule soll eigentlich auf ihrem Platz warten, bis sie zur Begrüßung aufgefordert wird. Naja, zur Not werde ich die Entschuldigung , dass sie  noch ein „ Puppy“ mit ihren 2 Jahren ist, erweitern bis zu einem Alter von zehn Jahren:-).




Bestimmt  lernt man mit jedem Hund dazu - wie man eine enge Bindung aufbaut. Oder aber auch  wie man ihn gesellschaftsfähig hinbekommt, so dass nicht nur wir als verliebte Besitzer Freude an ihm haben, sondern er auch gern in unserem gesamten Umfeld gesehen wird. Mit jedem neuen Hund möchte man die "Schwächen" des Vorgängers vermeiden. Die Ansprüche  an sich selbst  und an den Hund werden jedoch auch größer. Ganz klar aber für uns bleibt die Entscheidung: Ein Gos d‘Atura Català  bleibt unsere bevorzugte Rasse!

Wir haben und nehmen uns gerne die  Zeit mit unserer Jule zu arbeiten. Es ist keine Rasse, die man in der Ecke vergessen kann. Sind sie ausgelastet, hat man einen ruhigen, zufrieden Hund im Haus. Kleine Macken, finde ich, darf man tolerieren und man sollte viel mehr mit Freude sehen, was der Hund  schon alles gelernt hat. Positive Motivation ist zum Glück heute generell die Basis der Hund-Mensch-Verständigung. Manchmal muss man sich selber auch korrigieren, weil es verständlichere Kommandos oder Körpersprachen gibt. Ich bin dazu übergangen, manche Kommandos in Englisch zu geben, weil sie kürzer und heller klingen. Jule sprach darauf sofort an. Die Hundeschule begrüßt das nicht, aber ich habe gute Erfahrung damit gemacht. Es ist mein Hund und wir beiden müssen uns verstehen -  zu unser beider Freude und ihrer Sicherheit.

Jule ist ein Traumhund, mein Fitnesstrainer, unser aller Freude und so wünschen wir uns nur inständigst,  dass das noch lange so bleiben wird . 

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Vielen Dank Ute für deine tolle Liebeserklärung an deine Hunde und den Gos!
Ich freue mich schon sehr darauf dich und Jule wiederzusehen!

Liebe Grüße
Sali mit Gubacca



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