408. + 409. Tag | Wie bekomme ich einen ruhigen und souveränen Gos?

Juni 23, 2018

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich bin jedesmal entäuscht, wenn ich einen Artikel zur Hundeerziehung lese und es gibt keine konkreten Lösungsvorschläge für mein Problem. In der Regel trifft man immer wieder auf die gleichen Schlagworte, aber so richtig schlauer ist man dann doch nicht. Klar, mir ist auch bewusst, dass  es  (leider) kein 10 Punkt-Plan bzw. ein Schema-F gibt, dass man einfach abarbeiten kann und schwups ist das "Problem" gelöst. Trotzdem fehlt es mir oft an konkreten Ratschlägen oder praktischen Übungen. Hoffentlich habt ihr das beim Lesen meines letzten Blogartikels  nicht ähnlich empfunden! Dort hatte ich ja auch nur geschrieben, wie wichtig ich es unter anderem finde, Hänschen Ruhe und Gelassenheit beizubringen, ohne darauf einzugehen wie man das erreicht. Das hatte natürlich nur den Grund, dass ich euch erst einmal für das Thema sensibilisieren wollte ;-) Die klugen Tipps folgen jetzt...  Meine Mutter neckt mich ja öfters damit,  dass ich mich wie "Frau Oberlehrerin in der Hundeerziehung" anhöre. Von daher sollte ich an dieser Stelle vielleicht doch noch einmal ausdrücklich betonen, dass  ich natürlich  keine ausgebildete Hundetrainerin und auch (noch) keine  Gos-Expertin bin. Ich kann euch  daher nur meine Erfahrung mit Gubacca schildern und was mir geholfen hat. Ihr wisst ja ich habe eine großes Ziel: Den besterzogenen Gos ever, ever, ever! Und nachdem ich jetzt schon bei dem größten Gos (ever, ever, ever) kläglich gescheitert bin - wobei Zwerg-Riese ist doch glatt noch einen Zentimeter gewachsen - ist jetzt natürlich der Druck umso größer.



Aber zurück zum Thema, wie bekommt man einen ruhigen und souveränen Hund bzw. Gos d’Atura Català.  Mein erster Tipp hört sich ganz banal und einfach an - aber der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail:

Mit der richtigen Wahl des Züchters hat man schon einen wesentlichen Baustein für einen entspannten und gelassenen Gos gelegt. Die Bedingungen wie ein Welpe aufwächst und insbesondere wieviel Stress er bereits ab der Zeit im Mutterbauch ausgesetzt ist, hat starke Folgen auf sein gesamtes spätere Leben.

Eine typische Eigenschaft beim Gos d’Atura Català  ist meiner Meinung nach, dass er ganz schnell von 0 auf 100 ist und daher dazu neigt zu überdrehen. Macht man sich jedoch bewusst für was diese Rasse ursprünglich gezüchtet wurde, ist das aber auch irgendwie klar. Als Hütehund muss er auch ordentlich Gas geben, um seine Aufgabe an der Herde zu erfüllen und blitzschnell reagieren können. Von daher könnte ich mir vorstellen, dass gerade diese Eigenschaft bei dem "Arbeitsgos" sogar sehr erwünscht war und viele Jahre gezielt selektiert wurde. Wegen diesem Hang zum Überdrehen  raten zum Beispiel viele Züchter auch dringend davon ab, in dem ersten Lebensjahr mit dieser Rasse "Hetz- und Ballspiele" zu machen.

Ballwerfen und Hetzspiele sollte man beim jungen Gos vermeiden
Im normalen Alltag als Familienhund ist es für den Gos jedoch viel wichtiger ruhig und gelassen zu bleiben. Er soll auf Umweltreize nicht mit Dauergebell reagieren und  wir wünschen uns einen Hund der nicht gestresst ist. Alle "Leidgenossen" wissen, ein überdrehter Gos auf 130 ist nicht witzig. Bei mir endete es am Anfang oft mit einem kaputten T-Shirt, dreckigen Klamotten und das hysterische Dauergebell ist auch nicht ohne. Später war es dann zum Glück nur noch ein in die Leine beißen und ich konnte mich wieder mit gepflegten Klamotten auf die Gassirunde wagen. Ein typisches Erlebnis ist für viele Junghundbesitzer auch, dass sie vorzeitig den Hundeplatz verlassen müssen, weil der Youngster nicht mehr zu bändigen ist. Oft vergisst der Gos auch im Erregungszustand, dass er kein Schaf vor sich hat, sondern Frauchen und zwickt in das Hosenbein.  Ich denke, dass sind unter anderen die Gründe, warum man den Gos häufig auch als nicht ganz einfach in der Erziehung bezeichnet. Wobei ich aber auch dazu schreiben muss - Gubacca ' s Hang zu überdrehen ist nicht sehr stark ausgeprägt und er gehört glaube ich eher zu den ruhigen Vertretern der Rassen. Warum ist das so? Zum einem glaube ich darf ich mich auch einmal selber loben und ich haben im letzten Jahr einen guten Job in der Erziehung geleistet. Zum anderen bringt Gubacca aber auch einfach"von Haus aus" - (von seiner Züchterin)  ein eher ruhiges und gelassenes Wesen mit.


Bei der Recherche für diesen Blogbeitrag habe ich einen interessanen Artikel zu dem Thema "Die Entwicklungsphasen des Welpen" von Dr. Dagmar Heydeck im Internet gefunden. Dort wird unter anderen auch darauf hingewiesen wie wichtig es ist, dass die Mutterhündin ihre Trächtigkeit stressfrei und sozial gesichert durchlebt.  Ansonsten steigt das Hormon Cortisol in ihrem Blut an und gelangt über die Plazenta auch zum Welpen. Dort sorgt das Cortisol  dann beim Welpen für ein Wachstum des Stresszentrums. Die Folge ist, dass die Welpen ihr Leben lang anfälliger für Stress sein sollen. Aber auch die ersten Wochen beim Züchter sind sehr entscheidend für die spätere Belastungsgrenze des Hundes. Welpenaufzucht hört sich im ersten Moment toll an, aber es steckt auch viel Einfühlungsvermögen und Verantwortung dahinter. Das richtige Maß muss gefunden werden, den Welpen zwar an Umweltreize zu gewöhnen, ihn aber auch genug Ruhe zu gönnen. Man muss ihn minimalen Stress auszusetzen, damit er lernt damit umzugehen, aber zuviel davon hätte genau den Gegenteiligen Effekt.

Gubaccas Eltern Ozzy (links) und Otti (rechts)


In dieser Hinsicht bringt Gubacca viel gutes Potential mit. Er ist in einem vierer Wurf groß geworden und hatte meiner Meinung nach genau die richtige Mischung aus fremden Eindrücken und einem harmonischen Rudel erlebt. Er wurde gemeinsam von seiner Mutter Otti, seinem Vater Ozzy, Oma Benni und Tanten großgezogen. Das ist schon eine echte Seltenheit, dass die ganze Hundefamilie zusammen lebt.

Oma Benni passt mit auf die Welpen auf

Auf die Welpen hat sich die Rudelharmonie sehr positiv ausgewirkt und Gubacca hat bis heute ein tolles Sozialverhalten. Eine Eigenschaft die  Zwerg-Riese von Anfang an ebenfalls  mitgebracht hatte, war seine ruhige Art mit neuen Situationen umzugehen. Ich musste immer lachen, wenn er sich erst einmal auf seine für ihn typische Art auf den Po setzte und sich alles ganz genau anschaute. Svea hat sich unheimlich viel Mühe mit ihren Babies gegeben. Gubacca kannte das Autofahren, hatte schon kleine Ausflüge mit der Familie gemacht, kannte Leine und Geschirr... hatte aber auch genug Rückzugsmöglichkeiten, wenn er einfach seine Ruhe haben wollte. Der ganze G-Wurf war so tiefentspannt und ruhig, dass ich mir aus der Ferne schon manchmal die bange Frage stellte, würde Zwerg-Riese jemals laufen lernen oder einfach sein gesamtes Leben verschlafen? Ich war dann doch ein wenig beruhigter als die ersten Videos mit seinen Laufversuchen kamen...



Und trotzdem hatte der "Kevin" auch bei uns  ganz früh zugeschlagen und ich habe mich in den ersten Wochen auch zwischendurch gefragt: "Wo kommt  plötzlich dieses kleine Monster her?"

Gubacca ist ja ein Gos vom eher leichten bis mittlelschweren Level, wie ist es dann ein schweren Level zu bändigen?  Von daher kann ich allen nur raten, sich auch intensiv damit auseinanderzusetzen: Von wo möchte ich meinen Welpen kaufen? Wie wächst mein Gos dort auf? Wie sind die Elterntiere? In der Regel achtet man ja schon darauf, dass alles sauber ist und die Welpen gesund wirken. Trotzdem sollte man auch einen kritischen Blick darauf haben, ob die Hunde stressfrei aufwachsen. Harmonisiert das Hunderundel miteinander? Haben die Welpen genügend Rückzugsmöglichkeiten? Ist ausreichen Platz für die Welpen vorhanden? Hat der Züchter zeitlich die Möglichkeit den einzelnen Welpen zu fördern und zu sozialisieren? Der kritische Blick auf den "Stresslevel" beim Züchter in der Aufzucht lohnt sich - das kann ich euch versprechen und das gilt nicht nur für den Gos d` Atura, sondern für alle Rassen!

Gubacca als "Küssi-Bär" mit Svea, seiner Züchterin

Ansonsten läuft bei uns alles in ruhigen Bahnen.  Die Eichen-Prozessionsspinner sind leider immer noch ein großes Thema bei uns und haben sich im gesamten Kreisgebiet ausgebreitet. Viele Möglichkeiten haben wir daher momentan nicht für unsere Spaziergänge. Dienstag waren wir wieder mit Claudi und Raja auf der Halde Rungenberg und anschließend im Hof Cafe leckeren Kuchen essen. Schade, dass ich davon keine Fotos habe - ein Huhn machte den Biergarten "unsicher". Gubacca und Raja waren reichlich irritiert, warum ein Huhn von Tisch zu Tisch lief und um Futter bettelte. Ein herrlicher Anblick und die anderen Gäste haben sich köstlich über Gubacca amüsiert, der wie gebannt jeden Schritt verfolgte.

Wir wünschen euch ein schönes Wochenende! 










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