357.-364. Tag | Hilfe, ich bin ersetzbar!

Mai 05, 2018

Nachdem ganz Deutschland vor einigen Wochen über die große Grippewelle stöhnte hatte ich dafür nur ein müdes „Augenzwinkern“ übrig. „Ich als Hundebesitzerin bin abgehärtet und  doch nie erkältet!“ Naja, vielleicht hätte ich besser sagen sollen, ich bin doch nicht krank, wenn alle krank sind. Bei mir schlug der Infekt erst zu als ganz Deutschland sich über das tolle Frühsommerwetter freute. Na super!



Ohne Stimme, mit Kopf- und Gliederschmerzen, Reizhusten, Fieber (die Liste könnte ich noch unendlich verlängern - Erkältungen sind einfach schrecklich) lag ich im Bett. Prompt sah ich die „Wick medinait“ Werbung vor mir. „Ruf meine Mutti an!“ Nicht nur Männer mutieren in solchen "ernsten" Lebenslagen zu Muttersöhnchen. Auch Töchter können das! ABER ich habe ja zum Glück Gubacca, dachte ich! Gibt es einen liebevolleren Krankenpfleger als der eigene Hund. Liebevoll schmiegt sich der gute Freund in allen Lebenslagen an einen - teilt das Krankenlager mit mir und ist einfach da! Der zweite Irrglaube wie ich schnell feststellen durfte. 

Unser Lottchen ist so eine perfekte Krankenpflegerin. Zart wie ein Elfe fliegt sie förmlich zu einem in das Bett, um sich dort möglichst unsichtbar an einen zu kuscheln. Nicht so Gubacca! Mit einem kraftvollen Sprung landete Zwerg-Riese jedes Mal zielsicher auf meinen Oberbauch. Dabei schaffte er es  noch regelmäßig meinen Erkältungstee auf dem Nachtisch umzuschmeißen und fand kämpfen grundsätzlich viel spannender als ruhig neben der kranken Biene zu liegen. Na toll, dachte ich, Zwerg-Riese muss doch merken wie schlecht es mir geht?! Dieser hochgradig sensible und feinfühlige Gos kann doch wohl kaum übersehen wie ich leide?! Oh doch er kann! Und nachdem er es nicht mehr interessant fand, warum die Biene bei herrlichen Sonnenschein im Bett liegt, glänzte er mit Abwesenheit. Von daher müsste das eigentlich einer der ersten Blogbeitrag fast ohne Bilder von Zwerg-Riese werden , weil - der war ja nicht da…und lag lieber mit Herrchen im Garten in der Sonne...



Für mich eine vollkommen neue Erfahrung. Wo ich mich doch immer für DIE wichtigste Bezugsperson für Gubacca gehalten hatte. Alles rund um die Erziehung und Ernährung wurde von mir schon direkt nach Zwerg-Rieses Einzug als „Chefin-Sache“ - also mein Bereich deklariert. Ganz nach dem Motto „viele Köche verderben den Brei“, stürzte ich mich mit Begeisterung in die Aufgabe und übernahm fast alle Spaziergänge, Hundeschultermine, Ernährung - das volle Programm. Ich denke bei der Frauenquote die in den Hundekursen immer vertreten ist, bin ich da kein Einzelfall. Okay, nicht immer mit 100 % Erfolgsquote - aber mit großen Eifer. Ich sehe gerade das Zeugnis bildlich vor mir, dass Gubacca mir wahrscheinlich ausstellen würde: „Bine war als Hundeführerin stets bemüht…“

Bei Herrchen im Garten ist es doch viel schöner als bei der kranken Bine...

Sehr zu meinem Leidwesen musste ich diese Chefsache jetzt komplett aus der Hand geben. Würde Detlef, mein Mann, überhaupt mit Gubacca draußen ohne mich klar kommen? Würde er darauf achten, das Zwerg-Riese nicht zieht, dass er am Straßenrand sitzt und nur dann weitergeht, wenn er okay sagt?! Bei unseren vorigen Hunden - wir hatten vor Gubacca schon vier gemeinsame Hunde, hatte ich diese Bedenken nie. Bei Zwerg-Riese mutiere ich zum Superfrauchen. Er ist schließlich der erste richtig große Hund und der sollte ja auch später gut erzogen sein!  Die erste große Erziehungssünde folgte prompt in Form der bösen „Flexileine“. Warum sich mit der fehlenden „Leinenführigkeit“ rumärgern war Detlef' s Meinung, wenn es doch die bequeme 5m-Leine gibt. Das Sofa Verbot gehörte schnell der Vergangenheit an und Zwerg-Riese verfolgt jetzt einträchtig mit Detlef auf dem Sofa sitzend, die Motor-GP Rennen auf dem Bildschirm. Ich warte nur noch darauf, dass in kürze neben der Chips-Schale auch Gubacca’ s Knabbergebäck steht. Auch die Futtervorräte von Zwerg-Riese sind wie das Eis in der Sonne geschmolzen - mein Vorrat für die nächste Woche, wurde locker in vier Tagen verfüttert. Katastrophale Zustände über die jeder Martin Rütter oder Erziehungstrainer wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammen schlagen würde. Aber soll ich euch etwas verraten, was mich innerlich doch sehr wurmt? Detlef hat den liebsten Hund an seiner Seite. Kein in die Leine beißen oder anhopsen - nichts! Ich muss zugeben, ich überbrückte mittlerweile bestimmte  Wegstrecken schon routiniert mit „Leckerlie-Werfen“, damit mir Kevin an der Leine erspart bleibt. Detlef hat noch nicht mal ein Leckerchen dabei - ich verfüttere unterwegs die halbe Tagesration… Irgend etwas läuft da falsch und spontan fällt mir da ein Satz ein, den ich mir eigentlich von Anfang an bei Gubacca zu Herzen nehmen wollte: Beziehung geht vor Erziehung.



Mein Fazit nach meiner „Zwangspause“ mit Gubacca - weniger Erziehung ist vielleicht doch mehr und das für mich vielleicht schlimmste: Ich bin ersetzbar! Zum Glück geht es mir langsam besser und ich werde dann mal jetzt versuchen mich wieder auf die Pol-Postion bei Gubacca zu bringen! Wie ich das erreichen werde? Garantiert nicht mehr mit Leinenführigkeit üben und Platz in drei verschieden Variationen!

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