88. -90. Tag | In der Ruhe liegt die Kraft

August 07, 2017

Eigentlich fing unser Sonntag ganz gemütlich an und endete in einem Desaster. Eine Schlammschlacht nicht nur beim Spaziergang und von Ruhe und Gelassenheit keine Spur... Warum?!



Nein, ich bin keine Spaßbremse, die es ihren Hund nicht einfach mal gönnt vergnügt ein Schlammbad zu nehmen... Und nein, ich war auch nicht sauer, dass ich danach eine Stunde unser Bad putzen musste, weil die Dreckspritzer bis unter der Decke "klebten"... Aber fangen wir von vorne an.

Ade die Zeiten, wo ich Sonntags müde mit Gubacca um 6 Uhr raus musste. Zwerg-Riese entwickelt sich zum Langschläfer und ich konnte seit langen mal wieder bis 8 Uhr durchschlafen. Luxus pur sage ich nur, nach den vielen kurzen Nächten. Und auch mit dem Wetter hatten wir Glück - es fing erst an zu regnen, als wir von der Morgenrunde zurück waren.  Ein bisschen freute ich mich sogar über das schlechte Wetter, weil ich  gerne den Artikel "Ich bin ein Superfrauchen, ..." für die Blogparade schreiben wollte. Gubacca machte es sich auch in seinem Körbchen gemütlich und so verbummelte ich den Vormittag am Computer.




Beim Schreiben wurde mir wieder bewusst, dass ich trotz aller guter Vorsätze viel zu viel die Sachen im Fokus habe, die mit Zwerg-Riese nicht gut klappen. Hierbei ließ ich  mir auch noch einmal das Gespräch mit Birgit, der Trainerin und seiner Züchterin Svea durch den Kopf gehen. "In der Ruhe liegt die Kraft"... was ist schon schlimm an dem bisschen an der Leine springen und beißen?!  Beim nächsten Mal lasse ich die Leine einfach fallen, nahm ich mir vor. Und viel ruhiger werde ich bleiben! Jawohl!




Am frühen Nachmittag kam dann auch wieder die Sonne raus und wir beschlossen mit Gubacca eine Runde um das Schloß Lütinghof zu laufen.  Kaum aus dem Auto hing auch schon ein wirbeliger Gubacca in der Leine. Bei jedem Hund, der uns entgegenkam sprang er wie ein Gummiball an der Leine und fand es sichtlich blöd, dass Kontakte an der Leine tabu sind. "Ups", dachte ich nur, eine neue Baustelle. Das Verhalten ist neu bei ihm, bisher ging er fast immer ohne Probleme an Hunden vorbei. 

Nach der fünften Hundebegegnung beschloss Gubacca dann, dass er keine Lust mehr hatte sich von mir einschränken zu lassen und sprang mir in die Leine. "Ruhig bleiben!", ermahnte ich mich innerlich. "Denk an deinen Blogartikel - du bist das Superfrauchen!" Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, zerrte "Kevin" an der Leine und untermalte das ganze Lautstark mit seinem Dauergekläffe. Missbilligende Blicke von links, dem "Göttergatten" und natürlich Kopfschütteln bei vielen Spaziergängern - hochroter Kopf bei mir.  "Leine fallen lassen! Lass dich auf keine Diskussion mit ihm ein", hörte ich Svea in meinem Kopf sagen und ließ Gubacca einfach laufen. Als ob Zwerg-Riese nur auf diesen Augenblick gewartet hätte, setzte er  zum Spurt an und war hinter der nächsten Kurve verschwunden. "Atmen nicht vergessen, Schulter straffen, energischer Gang", ermahnte ich mich selbst.  Schon von weitem hörte ich Gubacca vergnügt quietschen. "Abrufbar?!" Zum ersten Mal verpuffte mein "Gubacca hier" im leeren Raum. Keine Reaktion! Und dann sah ich das kleine Monster, voller Ekstase rein in das Moderloch und wieder raus. Die Heimfahrt mit dem Auto kann ich vergessen, war mein erster Gedanke. Irgendwie und irgendwann schaffte ich es dann auch das wildgewordene "Dreckferkel" wieder einzufangen und an die Leine zu bekommen. "Tschüss, viel Spaß noch mit Gubacca", hörte ich nur noch vom Göttergatten und stand alleine mit Gubacca da. Logisch einer muss ja das Auto nach Hause bringen... und das ich das nicht bin, war auch irgendwie klar.


Innerlich musste ich lächeln. Die Schlammorgie erinnerte mich sehr an Chiru als Welpe. Auch mit ihm endeten die Spaziergänge oft so und ich musste zu Fuß nach Hause mit ihm gehen. Die ersten Meter waren dann auch sehr amüsant, viele Spaziergänger mussten lachen, als sie Zwerg-Riese sahen. Von weitem wurde er mit einem Schaf verwechselt und mit schon wieder guter Laune ging es Richtung nach Hause. Wenn da nicht die Hauptstraße gewesen wäre... Gubacca stressen viele Autos ,die an ihm vorbeifahren. Und wenn er gestresst ist, springt er mich an... oder die Leine. Bingo! Kaum gingen wir wenige Meter klebte er mir am Oberschenkel. Meine frisch gewaschene Jeans zierten die ersten Dreckflecken und ich kam keinen Meter voran. "Anbinden und ignorieren Sabine" sagt die Trainerin -  auf dem Hundeplatz hatte das gut geklappt. Aber wo soll ich einen jungen Hund an einer gut befahrenen Hauptstrasse anbinden?  Ich merkte wie mein eigener Stresspegel anstieg. Schweiß rann mir den Rücken runter und ich fragte mich, warum ich mir nicht einfach einen kleinen Biewer-Yorkshire, wie Lottchen angeschafft habe. Kurz vor dem Explodieren und vollkommen verdreckt von Gubaccas ständigen anspringen, fand ich endlich einen Zaun an dem ich die Leine befestigen konnte. Gott sei dank, ein paar Minuten Zeit um zur Ruhe zu kommen.  So viel zur Theorie, die Praxis sah leider anders aus. Was gibt es hilfreicheres in der Not, als einen anderen Hundebesitzer, der natürlich unbedingt mit seinem Hund neben einen wildkläffenden Gubacca stehen bleiben muss.  

Nach mehrmaligen "Leine fallen lassen" und am Zaun anbinden, schaffte ich es dann doch auch irgendwann zu Hause anzukommen. Meine Wut hatte sich endgültig auch auf Gubacca übertragen und hätten wir die "Trennungspapiere" einreichen können - wir hätten es bestimmt beide getan! Nach einiger Zeit hatten sich die erhitzten Gemüter dann wieder beruhigt. Ich tobte nur noch innerlich und Gubacca war hundemüde. Er wurde zum ersten Mal richtig gebadet und geföhnt  und nach dem ganzen vorangegangenen Stress schlief er den Rest des Sonntags.



Aber wie konnte dieser Sonntag so aus den Ruder laufen? Was hatte ich falsch gemacht? Wie so oft hätte ich ALLE Ratschläge von Svea beherzigen sollen. Sie hatte mir auch geraten die Situation sofort zu beenden, wenn Gubacca "über" reagiert. Ich hätte viel früher, den Spaziergang einfach abbrechen und mit Zwerg-Riese zurück zum Auto gehen müssen. Wäre das nicht mehr möglich gewesen, wäre eine Alternative nach dem Schlammbad gewesen, ihn erst einmal "runterfahren" zu lassen. Anstatt direkt mit ihm nach Hause zu laufen, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen ein paar Minuten mit ihm auf einer ruhigen Bank zu sitzen und zu warten. Und letzt endlich hätte ich nicht so wütend werden dürfen. Weil gebracht hat es null... Also noch mehr "ohm" und "Tee für Ruhe und Gelassenheit". Und für die Leine besorge ich mir vielleicht doch einmal Teebaum-Öl :-). Der Geruch soll die Hunde abhalten reinzubeißen. Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert...

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